Sternkönigreich » Trubel im Sternkönigreich

Tiefe Schwärze umgab den Flüchtling, der noch vor wenigen Minuten die Planken des Fischkutters verlassen musste, um nicht von einer rostigen Harpune aufgespießt zu werden. Hin und her gerissen von Gezeiten und Strömungen griffen die großen Hände nach festem Untergrund oder irgendetwas, um sich fest zu klammern. Endlich erwischten sie etwas und packten fest zu. Auch die Beine umschlungen das glitschige Wesen, dass einem Fisch ähnelte. Das Tier wand und sträubte sich und wurde den Angreifer schnell wieder los, weil sich Bususimas Finger nicht an der glitschigen Oberfläche festhalten konnten. Alls alles verloren schien, merkte er die ersten feinen Sandkörnchen, die sein Gesicht umspielten, bis sie sich zu einem stabilen Untergrund manifestierten. Prustend und röchelnd brachen die blassen Gesichtszüge aus den Fluten hervor und mit letzter Kraft schleppten sich die langen Beine an den rettenden Strand und blieb auf dem Rücken, alle Glieder von sich gestreckt, liegen. Die kugelrunden hervorstehenden Augen suchten das große Höhlengewölbe ab, dass sich über ihm erstreckte. Obwohl sein ganzer Körper schwächelte und nach Ruhe schrie, fing es in den Zehen an zu kribbeln, bis sich das Gefühl in den ganzen Körper ausbreitete.
"Wo ich wohl bin? Eine Höhle, vielleicht mit einem Monster? Schätzen, noch nie gesichteten Tieren oder....oder oder...ICH KANN HIER NICHT RUMLIEGEN...." Prustend prallte ein kehliges lauten Lachen an die Höhlenwände. Es war aus dem Mund des gestrandeten Chamäleons gekommen, dass sich über seine Lage erheitern konnte, denn eine neue Erfahrung schien ihn gierig zu erwarten. Erst streckte der lange Mann einen Arm, dann den anderen senkrecht nach oben und umfasste etwas, ein Seil, dass jedoch gar nicht da zu sein schien. Wie ein unsichtbarer Faden baumelte es von der Decke, um von den grabschenden Händen eingefangen zu werden. "Hab ich dich doch, du schlüpfriges Seil!" Wie durch Magie zog er sich an dem nicht vorhandenen Seil hoch, auf die großen Füße und schlenderte los, um das innere der Höhle zu erkunden.

Bususima war nicht mal eine Minute in das Höhleninnere gewandert, als ihn die kahlen Wände bereits anödeten. Die faden unscheinbaren Klänge, die beim Anblick der feuchten Felswände in seinem Gehirn entstanden konnte er nichts abgewinnen. Bevor sich die ersten Gedanken an einen befreienden Freitod einschleichen konnten, griffen jedoch die Stimmen und Klänge eines in der Nähe befindlichen Ereignisses seine Glieder und zogen ihn in die Richtung, aus der der stetig ansteigende Geräuschpegel stammte. Beinahe überschlugen sich die langen Beine, als Bususima nun im Eiltempo die Höhle entlang sauste und keuchend in eine riesige Halle lief, die in das Licht verschiedener Fackeln getaucht ebenfalls am Strand endete.
Es war schnell klar, dass der grünhaarige Sonderling nur einen kleinen Ableger des Strandes und dem daran angegliederten Höhlensystem gesehen hatte und nun an dem wahrscheinlich größten Teil angekommen war, der einem gigantischen Marktplatz ähnelte. Überall standen mehr oder weniger professionel zusammengezimmerte Stände, hinter denen meist weniger betuchte Händler verschiedene Waren feilboten. Bususima kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und lief unbesonnen los, um sich in das Getümmel zu werfen. Aus Versehen überrante er etwas, dass seinen Weg kreuzte und blickte verwundert nach unten, wo sich ein etwas kleinerer Mann auf dem Boden Wand und mit hochrotem Kopf herum brüllte. "Was.....was soll das, wo ist der Feind" Der übergroße Dreispitz war ihm leider über die Augen gerutscht und beraubte den fuchtelnden Piraten seiner Sehkraft. Mit einer Hand schob der Riese den Hut des Wüterichs nach oben und mit der anderem half er ihm auf die Beine. "Hey, schrei doch nicht rum, alles wieder ok! Du warst einfach zu klein, da konnt ich dich nicht sehen" Mit einem breiten Grinsen reichte er ihm die Hand, als Geste der Wiedergutmachung.
Dieser zog jedoch seinen Säbel aus der Scheide und schwang das scharfe Mordwerkzeug ohne Rücksicht auf Verluste. Beinahe hätte er Bususima die Hand abgetrennt, doch der konnte sie im letzten Moment zurück ziehen. Mit einer teatralischen Geste wischte er sich symbolisch Tränen von der Wange und säuselte in einem süßlichen Ton. "Ich dachte....*schief* ich dachte wir können Freunde werden? Ach welch ein Schmerz, was für ein Leid....." Die Pranken des Pantomimen umschlossen die kleinen Finger, die sich krampfhaft um den Schwertknauf klammerten und schoben es, offensichtlich gegen den Willen des jungen Piraten, wieder in die Halterung zurück. Dann nahm er ihn in einer freundschaftlichen Geste bei den Händen und tanzte um ihn herum, bis sie in eine heftig drehende Bewegung gerieten und sein Opfer immer histerischer wurde. "Lass mich runter..äh los AHHHH"
Als die Hände des kleinen Piraten vom Schweiß immer nasser wurden, konnte sie auch der große Bususima nicht mehr halten und beide "Tanzpartner" flogen in entgegengesetzte Richtungen davon. Bususima taumelte nur wenige Schritte zurück, der andere hatte nicht so viel Glück und krachte in den Gemüsestand einer kräftigen älten Dame, die ihn daraufhin mit einem Besen verprügelte. "Was für eine verrückte Gegend hahaha!

Der kleine metallene Türgriff setzte sich in Bewegung und vollzog eine komplette Drehung und dem kaum hörbaren Klicken des Schlosses folgte eine, in einem weißen Handschuh steckende Hand, die eine der beiden großen Flügeltüren nach innen drückte. Am anderen Ende des dämmrigen Raumes, der durch die dünnen Vorhänge in weinrotes Licht getaucht war blickten zwei stechende Augen hervor, die den Mann musterten. Die dürren Finger verhakten sich in angenehmer Haltung über der gerade gelesenen Lektüre und die Lippen spitzten sich zu einem süffisanten Lächeln. Seine Stimme erklang leise und heiser, dennoch bestimmt. "Neuigkeiten...Jimbo?" Kurz nach der Tür blieb die Gestalt stehen und zupfte sich ihre schwarze Hose zurecht, die weit über zwei braune Schuhe fiel und von drei Paar bunten Hosenträgern an Ort und Stelle gehalten wurde. Er strich sich eine schwarze Strähne aus dem Gesicht und klimperte mit den dunkel geschminkten Augen. "Nun Sir.....das meiste läuft wie gehabt, bis auf eine kleine Gruppe von Piraten, die vorgestern mit dem Schiff bei den Slums gelandet sind und dort Unruhe stiften. Sie haben den Stand unserer Wahrsagerin ruiniert und ihr sämtliches Geld abgenommen, dass sie an dem Tag verdient hatte."
Beide Männer wirkten, als sprächen sie über das alltägliche Geschäft und kamen ohne weitere Worte nickend zu der Übereinkunft, wie man so eine Situation händeln sollte. Begleitet von den klackernden Geräuschen seiner Absätze schlich sich das wirr aussehende Männchen zurück durch die Tür und verschloss sie sorgsam hinter sich.

Der kleine Mann schob die Trümmer zur Seite und schien sich nicht wirklich beruhigt zu haben. "VERRÜCKT? Was ist hier verrückt außer DU......bist du krank im Kopf? Ich ich........" Der Kehlkopf zuckte und mit einem Mal hielt der Hitzkopf inne, als hätte er einen Geist gesehen. "J...Ji..jijiji..Jimbo..schön dich hier zu sehen, was treibt dich an den Hafen?" Jimbo schob beide Daumen unter die wild durcheinander gewürfelten Hosenträger und erwiderte, ohne seine Geringschätzung zu verstecken. "Flitzer, verschwinde." Sichtlich geknickt konnte Flitzer nicht mit der Antwort umgehen und forderte sein Glück heraus. "Komm schon Jimbo, vielleicht weiß ich Dinge, die dich interessieren könnten." Bevor der seltsame Vogel etwas entgegnen konnte, unterbrach schallendes Gelächter die kleine Gesprächsrunde. "Überall....HAHAHA...überall klitze kleine Menschen HAHA was macht ihr Menschen, dass ihr nicht wachst, gibt man euch nichts vernünftiges zu Essen?" Menschen verließen in Strömen das Gelände und tuschelten wenig versprechende Inhalte. Wären Fensterläden vor Ort gewesen, hätten sie kreischende Frauenzimmer zugeschlagen und mit Brettern vernagelt. Es fehlte nur noch der typische Heuballen, der vom heulenden Wind getragen über den Boden rollt. Jimbo schien das erste mal mehr Emotionen als bloße Langeweile zu empfinden, als der zwei Meter Riese ihn lauthals auslachte. "Größe ist nicht alles mein Freund....wie großkotzig zu glauben, nur weil man lange Beine habe, könne man sich alles herausnehmen, wenn auf den Schultern doch ein Schwachkopf ruht. Vertrau mir, meine Beine sind flinker und gefährlicher als sie aussehen." Mit diesen Worten begannen die Füße von Jimbo über den Boden zu fliegen und die Luft mit wendigen Tritten pfeifend zu zerschneiden. "Das, mein Freund, ist der Stepptanz des Todes, genug gesehen....?" Er neigte den Kopf leicht zur Seite und schaute Bususima direkt in die Augen. Der war tatsächlich etwas verdutzt und aus der Bahn geworfen, fand nach einigen Momenten jedoch die Fassung wieder. Er krümmte die Hand etwas, als würde er den Kopf eines edlen Gehstabes umfassen und bewegte sich auf den Stepptänzer zu. Mit der anderen Hand griff er eine Zigarre von einem großen Stapelm dessen Händler sich im Hintergrund versteckt hielt und zündete sie mit einem Streichholz an, dass er galant an seinem Bein entzündete. Der Qualm umspielte seine Lippen und schoß, zu Ringen geformt, auf Jimbo zu, der sich nicht mehr ganz sicher schien, ob seine Einschüchterungstaktik erfolgreich gewesen war. "JimbOOOO........Stepptanz des Todes......egal wer die das beigebracht hat, ich hoffe er windet sich bei dem Gedanken, was für ein schimmligen Namen du MEINER Kunst und der Kunst meines........" Mittlerweile war er bei dem etwas entgeisterten Jimbo angekommen, der sich nicht so ganz sicher war, wie er mit der Situation umgehen sollte. Für wenige Sekunden brach er den Augenkontakt ab und wandte sich seinen beiden Leibwächtern zu, die fragend drein schauten und ließ den Mann gewähren, der ihn nicht eines weiteren Blickes würdigte.

Nach dem kleinen Zwischenfall trieb es das Chamäleon weiter in die wirren Gänge, die ihn schnell, nach dem zweiten Abbiegen, an die Frische Luft und unter den freien Sternenhimmel brachten. Das leise eintönige Summen der vielen leuchtenden Punkte konnten den Hypnotiseur immer wieder begeistern, obwohl sie weder Bund noch kreativ angeordnet waren. Er zündete sich eine weitere Zigarre an, die er sich "ausgeliehen" hatte und spähte nun in die Ferne, um einen Überblick über die Insel zu erhalten. Besonderes Interesse erweckte dabei eine große hell erleuchtete Mauer, die ihn magisch anzog. "Was für ein gigantisches Bauwerk.....wieso baut man so eine riesige Mauer, wenn sie nichts beschützt, kein Geheimnis bewahrt?" Das uminöse Steingeflecht immer wieder begutachtend, ob es vielleicht nicht doch schon etwas über den Inhalt preisgaben würde, machte er sich auf den Weg, um einen Blick hinter die Steinfassade zu werfen. Nach einer halben Stunde zügigen Marsches standen die langen Beine vor dem schweren Eisentor, dessen Eisendornen nicht gerade einladend wirkten. Mit beiden Händen formte Bususima einen runden Trichter, um die eigene Stimme zu verstärken und rief in einem süßlichen Singsang, sodass es auch der letzte Soldat in dem Marinehauptquartier mitbekam. "JUUUUHUUUUUU.....lasst mich reiheeeein!"
Laut knartschend öffnete sich eine kleine Holzluke, etwa 5 Meter über dem Tor, aus der ein blonder Schopf mit einer weißen Schirmmütze schaute. "Verschwinde Abschaum, Slumbewohnern ist der Zugang zur Stadt verwehrt! Hau ab, bevor ich die Wachen rufe!" Der Punker schob sein Hemd zu einem kleinen Knäul zusammen und drückte es zusammen, sodass das salzige Meerwasser auf den Boden spritzte und antworte, gespielt fast den Tränen nahe. "Werter Blondschopf....ich habe weder Slums bewohnt, noch abgeschaumt, sondern bin ein wunderbar ehrbarer Mann. Leider wollte mich ein verrückter Fischer aufspießen und ich sprang von seinem Schiff ins Meer, um mich mit letzter Kraft ans Ufer zu retten. Ich bin nass und mir ist kalt und würde gerne in ihre hübsche Burg eintreten."
Bevor der junge Soldat dazu kam eine Antwort zu geben, wurde er ruckartig ins Innere des Gebäudes gezogen und ein älterer Kopf mit braunen Haaren und eingefallen Augen kam zum Vorschein, um sich gleich wieder zu verziehen. "Verdammt ich hab es dir schon tausend mal gesagt......nicht JEDER der hier rein will ist ein Slumbewohner. Er könnte sich verspätet oder verlaufen haben..........wann hast du das letzte mal einen über 2 Meter großen Slumbewohner mit grünen Haaren gesehen? Es gibt ein Prozedere nachdem wir verfahren und das wird sich für dich sicher nicht extra ändern. Verstanden!?!" Mit einem freundlichen Lächeln drückte sich der braunhaarige Kopf erneut durch die Luke und versuchte den schlechten ersten Eindruck wieder wett zu machen. "Entschuldigung mein Herr, dass ist normalerweise nicht die Art wie wir Dinge hier handeln. Sie müssen verstehen, er ist einfach neu hier. Ich mache ihnen sofort die Tür auf und wir können alles weitere besprechen."
Das silber schimmernde Stahltor hob sich langsam an und hatte sich erst wenige Zentimeter angehoben, als sich der Schiffsbrüchige ächtzend darunter durchzuschieben versuchte. Das verdammte Tor öffnete sich viel zu langsam und nach einigen Sekunden gelangte er tatsächlich auf die andere Seite. Nur wenige Minuten hätte er aufrecht hindurchgehen können, aber das hätte für den unruhigen Pantomimen eine Ewigkeit bedeutet. "So lieber Herr....." Fragend blickte der etwas dickliche Herr seinen Gast an, bekam aber keine Antwort und begann seinen eintönigen Vortrag, über die nun folgenden Schritte. "Es tut mir leid, ich bin mir sicher sie haben besseres zutun, aber die Situtation mit den Slumbewohnern und achja.....wenn ich jemanden hier rein lasse, dann müssen wir erst überprüfen, ob es sich dabei vielleicht um einen ehemaligen Kriminellen handelt und dann Papiere aufsetzen und sie müssen Formulare unterschreiben, dass kann leider eine Weile dauern. Vorher kann ich das zweite Tor leider nicht für sie öffnen. Sir? Alles in Ordnung?"
Bususima blickte immer noch etwas argwöhnisch auf das blaue Symbol, dass auf der Uniform des gealterten Marinesoldaten prankte und die Töne, die dieser anblickt erzeugte ließen seine Augen zusammen zucken. Die Wortkombination von Warten, Formularen und dazu das Zeichen der Marine, war wirklich ein unausgesprochenes Tabu, dass ihm eiskalte Schauer über den Rücken jagte. "Keine Chance Dickerchen. Meine Freiheit" Die rechte Hand wanderte zur Brust und verdeutlichte, um wen es gerade ging. "MEINE Freiheit ist und bleibt meine Freiheit. besonders die Marine sagt mir nicht, wohin ich gehen soll oder was ich zu tun habe. Öffne das Tor und es gibt keine Probleme."
Etwas entrüstet legte die Wache eine Hand an ihre Pistole, um ihre Position und Überlegenheit zu demonstrieren. "Sir, dass ist meine erste und letzte Warnung. Wenn SIE sich daran halten, was ich ihnen sage, DANN haben wir kein Pro.." Pfeilschnell traff der blanke Fuß das Kinn des Mannes, bevor er seinen Satz beenden konnte. Er taumelte zurück gegen die Wand und blieb regungslos liegen, vom heftigen Stoß onmächtig. Wieder formte der Sänger seine Hände zu Trichtern und versuchte die Stimme des Alten möglichst gut nach zu machen. "Hey, wir haben hier eine wichtige Botschaft, macht das zweite Tor auf" Zögernd kam die Stimme des blonden Bürschchens die Wendeltreppe hinunter und wurde dabei immer lauter. "Aber Chef, was ist mit den Formularen?" "Sag mal, dass ist doch wohl, wie oft habe ich dir gesagt, du sollst auf mich hören!?! Beweg dich und mach das Tor auf, bevor ich meinen Job wegen dir verliere" Das Trippeln und die Stimme wurden wieder leiser und stotternd stimmte der junge Soldat zu und handelte wie befohlen. Das zweite Tor öffnete sich ratternd und Bususima blickte auf eine wunderbare Stadt, die sich vor seinen Augen erstreckte. Der piepsende Alarm und die wilden Rufe ließen ihn den Anblick jedoch nicht genießen. "Das ist er, ich habe den Chief noch gewarnt, schnappt ihn!"

Bususima schluckte, als das gleichmäßige Klopfen in den langen Gang der Villa hallte, durch dessen Fenster er sich in letzter Minute hereingeschlichen hatte. Es war das einzige Fenster ohne Gitter und auch von außen leicht zu öffnen. Die Wache auf der anderen Seite hatte seelenruhig geschlafen und sein Eindringen nur mit einem lauten Schnarchen kommentiert. Erneut drang das helle Geräusch an die sensiblen Ohren, sodass er sich in dem Wandschrank noch weiter versteckte, den staubigen Besen dicht vor dem Gesicht haltend. "Ich komme schooon" erwiderte eine helle unterwürfige Stimme und wenige Minuten später drehte sich der Zylinder und öffnete das Türschloss. "Sie wünschen mein Herr? Oh.....Soldaten...ich meine sie entschuldigen, aber ist etwas passiert?" Der Soldat räusperte sich verlegen und druckste etwas herum, bevor er sein Anliegen auf den Tisch brachte. "Nunja, es gab einen Zwischenfall, sonst würden wir so spät nicht stören. Jemand ist durch das Tor in die Stadt eingedrungen und hat dabei einen unserer Männer überwältigt. Den Aussagen eines Gefreiten ist "es" 4 Meter groß, hat Spitze gelbe Zähne und ein riesiges Maul, sowie Krallen und trägt schwere Bewaffnung, leider konnte kein anderer das Gesehene bestätigen, zumal der angegriffene Hauptmann Walli keinerlei Erinnerung an den Vorfall hat, jedenfalls behauptet er das. Wir müssen dem Ganzen nachgehen und ihr Fenster ist natürlich eine Einladung für jeden Halunken....." Der Bedienstete wiegelte mit einer sanften Handbewegung ab. "Keine Sorge, es ist leider kaputt gegangen und wird am Morgen repariert werden. Es wird Tag und Nacht von unseren Wachleuten unter Argusaugen bewacht, da ist heute Nacht niemand herein gekommen, dass kann ich ihnen versichern. Allerdings habe ich die Szenerie von meinem Fenster aus beobachtet. Es kam wirklich eine Person durch das Tor, sie war allerdings weitaus kleiner, so um die 1,70 und hatte lange schwarze Haare. Er trug einen Mantel, wirkte eher hager." Erstaunt blickte der Soldat auf und notierte sich die Einzelnheiten. Nach weiteren Augenblicken des Gesprächs ließ er den Diener des Hausherren wieder in Ruhe und wandte sich dem nächsten Haus zu, um die dortigen Bewohner zu befragen.
Bususima atmete tief durch und lauschte gespannt den langsamen Schritten des Butlers, bis dieser unvermittelt stehen blieb. "Es gibt keinen Grund sich in dem Wandschrank zu verstecken." Er wartete einen Augenblick und blieb gelassen, als hätte er keine Antwort erwartet. "In meinem Gürtel steckt eine geladene Pistole. Entweder sie kommen raus oder ich schieße ein Loch in die Tür, um zu gucken, ob sie eine Allergie gegen Bleikugeln haben. Viele Menschen haben eine....." Vorsichtig schälte sich der lange Körper aus den Putzutensilien, was jedoch bald in einem heillosen Durcheinander und Krach endete. Mit dem Fuß in einem Metalleimer steckend prallte der massige Leib gegen die schmächtige Tür, die unter der Last nachgab und nach außen aufsprang. Die rechte Hand flach in der Luft haltend, als würde sie sich auf einen kleinen Schrank oder Hocker stützen, stellte sich der Riese zur vollen Größe auf und schaute das erste mal auf den Mann, dessen Stimme er schon länger kannte. Es war ein sehr junger wohl gekleideter Mann, mit blonden schulterlangen Haaren und einem Monokel. Bususima starrte unverhohlen und voll Verwunderung auf die Gleichmäßigkeit der Töne, die er ausstrahlte. So etwas hatte er bisher noch nicht gesehen. Als würde man einen Akkord sanft drücken und ewig halten. Auch als er sich bewegte schien alles ineinander zu greifen, keine Bewegung war hektisch, keine Spur von Unruhe.
Bususima verengte die Augen zu Schlitzen, ein Zeichen dafür, dass ihn der Mann faszinierte. Die runden Glubscher wanderten immer wieder über den makellos sitzenden Anzug und folgten dem Arm fast hypnotisch, als sich der Butler die schwarze Brille auf der Nase zurecht schob. Der Kopf des großen Pantomimen neigte sich immer weiter vor, bis er sich gespielt auf seinen imaginären Gehstock mit der großen Kugel stützen musste. "Wieso hast du sie auf eine falsche Fährte gelockt und mich nicht einfach ausgeliefert?" Wie aus teurem Mauer gehauen verrieten die Züge der uminösen Gestalt nicht einen Hauch seiner inneren Gedanken- und Gefühlswelt. Erst als der Mund sich bewegte war ein Teil des Banns gebrochen, weil man der Illusion beraubt wurde, man stünde vor einer realistisch gearbeiteten Statue. "Ich bin der Butler dieses schönen Hauses und kümmere mich um die Belange meines teuren Chefs...dem Hauseigentümer. Ich habe sie hier nicht reingelassen und auch noch nie gesehen. Ich weiß nicht wie sie hier rein gekommen sind oder woher sie einen Schlüssel für unser wunderschönes Gebäude besitzen." Ein Griff in die Tasche des Jackets förderte einen großen silber glänzenden Schlüssel zu Tage und warf ihm dem verdutzten Bususima entgegen. "Ich habe kein Problem damit, wenn sie hier randalieren und alles kurz und klein schlagen. Sie können den Hauseigentümer meinetwegen umbringen und ein Teil seines Geldes rauben. Wichtige Regel ist, dass kein Verdacht auf mich fällt und ein Großteil des Geldes übrig bleibt. Sollten sie mich in irgendeiner Weise in die Sache hinein ziehen, dann werden sie den folgenden Tag nicht mehr erleben."

Auf einem großen Ohrensessel in der Haus eigenen Bibliothek ließ Fürst Albert den Tag ausklingen. Die heutige Beratung seines besten Kunden hatte ihm viel abverlangt, denn schließlich mussten die Vorhersagen ja auch präzise eintreffen und daher Vorbereitungen getroffen werden. Als Wahrsager hatte man es schon nicht leicht, zumal wenn man nebenberuflich einer der größten Kriminellen des Sternkönigreichs war, von dessen Regierung man für den kleinsten Diebstahl schwere Strafen erdulden musste. Doch das Netz des alten Betrügers steckte die Fühler in alle Riegen des hiesigen Hoch- und Geldadels. Gelassen ließ er sich weiter in die Polster sinken schaute auf die teure Porzellantasse und ließ die kleine Metallkugel auf und abwippen, sodass der aromatische Tee aus den kleinen Löchern strömte und das heiße Wasser zunehmend bräunlich färbte.
*Bölle Bölle Bölle.....Bölle Bölle Bölle* In einer bösen Vorahnung formten sich die faltigen Lieder zu missbilligenden Schlitzen, als wäre schon jetzt klar, dass der Anruf Probleme bereiten würde. *Bölle Bölle Bölle* Seufzend nahm er den runden Sprechapparat von dem Schneckenhaus und hielt ihn einige Zentimeter vor sein Gesicht, dass genervt zurückwich, als ihn die Schnecke wild anbrüllte. "Verdammt Albert, was ist hier los. Ein riesiger Vogel schneit in mein Haus, niestet sich hier ein und spielt fangen mit meinen Wachleuten. Achja er ist seiner Auffassung nach ein super Pantomime und will in meinem Haus eine Vorstellung veranstalten. Wir waren bisher gute Geschäftspartner und ich werde darüber hinweg sehen, sofern dieser Kerl morgen aus meinem Haus ist! Ich werde sicher nicht die Soldaten in mein Haus lassen, bei dem was es alles zu finden gibt und ich muss dir ja nicht sagen, was das für dich heißen würde......Was soll einer deiner Männer überhaupt hier?"
Verwirrt lehnte sich Albert vor, sodass ihm ein paar Strähnen seiner Haare ins Gesicht hingen. "Ich versichere dir, dass das keiner meiner Männer sein kann, obwohl es verständlich ist, wieso du darauf kommst. Lass mich das dennoch regeln. Ich schicke dir meine besten Männer und das Problem löst sich in Luft auf ohne das wir die Marine einschalten müssen."

Flimmernde Fäden silbernen Glanzes durchzogen die vom Sternenzelt erhellte Nacht, als Bususima den Haustürschlüssel der Villa wild um seinen Finger kreiseln ließ. Mit einem sanften Handstreich und einer letzten Drehung landete das Metall wieder sanft in der leicht gekrümmten Hand, sodass die nachdenklich blickenden Augen darüber huschen könnten, um den Hacken an dem verrückten Spiel zu finden. Er konnte sich einfach keinen Reim auf den Blonden "Butler" machen. Bususima hätte seine geliebte grüne Haarpracht und all seinen Besitz darauf verwettet, dass hinter dieser Person mehr steckte, als nur ein bloßer Butler. Nachdenklich glätteten seine Finger den kleinen grünen Ziegenbart, der sich immer wieder kräuselte, bis die großen Augen auf ein nette Kneipe fielen, die Spaß und Aufregung verhieß. Mit dem Fuß voran öffnete er die beiden hölzernen Schwingtüren und begrüßte die darin befindlichen Gäste überschwenglich. "Guten Abend Freunde der Gemütlichkeit. Kann ich meinen Arsch an die Bar Pflanzen und einen mit euch heben?"
Hinter der Bar regten sich die massigen Schultern des Wirtes, der mit dem Rücken zum Geschehen gerade ein paar Flaschen ordnete. Abfällig drehte er den Kopf leicht zur Seite und stierte seinen neuen Kunden argwöhnisch mit dem linken Auge an, da das rechte unter einer Augenbinde verborgen blieb. Sein dichter Schnauzer überragte die wulstigen Lippen und ließ nur erahnen, dass sich sein Mund zum sprechen auch wirklich bewegte. "Wenn du Geld hast....." Bususima verzog die Lippen zu einem Schmollen und wiegte den unförmigen Kopf hin und her. "Nun.....nicht ganz, aber ich bin ein hervorragender Musiker und Künstler. Vielleicht rückt ihr ja ein paar Bierchen raus, wenn ich euch dafür etwas vorführe?" Breit grinsend lehnte sich der lange Mann nach vorne und versuchte blühenden Charm zu versprühen, der die andere Seite jedoch scheinbar nicht erreichte, denn schließlich erwiderte der Wirt grunzend "verpiss dich! Siehst du hier irgendwas, womit man Musik machen kann?"
Schnell wiegelte der Künstler ab und tippte sich mit dem langen Finger gegen den Kopf "Wie wäre es mit Fantasie? Aber wenn ich von euch nichts zutrinken bekomme, dann trinke ich halt mein eigenes Bier." Bususima entfernte den Finger vom Kopf, hielt die Hand vor der Brust genau so, wie er auch eine Flasche halten würde. Mit der anderen nahm er symbolisch einen Öffner aus der Brusttasche seines Hemdes und als er ihn ansetzte, begann er leise und kaum merkbar mit seiner Stimme ein Zischen nach zu amen. Dann entfernte er mit einer schnellen Bewegung den Deckel, worauf ein Ploppen und Klirren den Raum erfüllte, als der unsichtbare Deckel auf den Boden fiel. Als letztes nahm er einen großen Zug und ließ seinen Kehlkopf rauf und hinab hüpfen, als würde kühles Bier seine Kehle hinuntergleiten. Plötzlich hielt er sich die linke Hand vor den Mund, als hätte er eine Entdeckung gemacht und schaute den Wirt gespielt böse an. "Aber aber, wieso denn lügen? Da steht doch ein tolles Klavier an der Wand!" Gelassen wanderte er zu dem angeblichen Klavier und setzte sich andächtig auf den Hocker, der ihn magisch in der Luft zu halten schien. Gefühlvoll strich er über das Holz und die Tasten und formte die Ausmaße des Musikinstrumentes mit seinen Fingern. Er setzte das Bier vorsichtig ab und erzeugte mit dem Mund einen Ton, als würde eben jenes wirklich passieren. Endlich war die rechte Hand wieder bei den Tasten angelangt und drückte eine Taste leise, bedächtig. Ein leises Raunen ging durch die Menge, denn der eine oder andere hatte tatsächlich einen Klavierton vernommen! Der gleiche Finger haute stärker auf die Taste und nun hörten es alle. Wie ein geübter Pianist spielte Bususima das Geisterklavier und ließ seine Stimme im Takt erklingen. Sie waren ihm ins Netz gegangen und lauschten Hirngespinsten, die ihnen melodische Klänge vorgaukelten. Ohne Vorwarnung knallte er jedoch den Verschluss zu und mit einem Mal war aller Humbug verflogen. Seine Zuhörer ließen ihrer Missgunst freien lauf und forderten den Musiker auf, weiter seine Musik zu spielen. "Es tut mir leid. Ich bin ein Künstler....ja, aber davon alleine kann ich nicht leben....NICHT SAUFEN! Steckt mir eure Berrys in die Taschen und ich will euch den ganzen Abend bespaßen!"