[West Blue] Royal Vigilantes » Livio "Livy" DeVille

Charakterblatt[/size]

Persönliche Fakten

Vorname: Livy
Nachname: -
Alias: Livio DeVille (Pseudonym), Aloe Vera~

Geburtstag: 28. August
Alter: 17 Jahre
Größe: 2,10 m (Hybridform), 1,64 m (Menschenform)
Gewicht: 106 kg (Hybridform), 53 kg (Menschenform)

Geburtsozean: West Blue
Geburtsinsel: Burnsdale
Geburtsort: Wälder von Burnsdale

Augenfarbe: Gelb
Haarfarbe: Grün


Charakterliches

Erscheinung: Livys Erscheinung muss naturgemäß in drei Kategorien eingeteilt, die seinen drei üblichen Formen entsprechen: Einer menschlichen, einer pflanzlichen, und einer Hybriderscheinung.
Pflanzenform: In seiner ersten Gestalt gleicht Livy einem schlanken Gewächs der Gattung Piranhaia. Eine schenkeldicke Hauptranke bildet den Körper des Gewächses, vier Nebenranken die grünen Gliedmaßen, ein Strauß brauner Wurzeln einen buschigen Schwanz. Insgesamt wirkt Livy auf allen vieren wie eine Art Reptil, das sich eidechsenartig vorwärtsbewegt. Haare hat er in dieser Form keine, genauso wenig wie eine menschliche Haut oder ähnliches. Bei der Verwandlung in diese Form verschwindet ebenso jedwede Kleidung, wie es bei manch anderer Teufelsfrucht auch üblich ist. Sein Verhalten gleicht in dieser Form zudem am häufigsten dem eines Tieres, da er so wenigen Personen wie möglich seine wahre Natur offenbaren möchte und sich dementsprechend mit Worten und menschlichem Gebaren eher zurückhält. Leise und wie eine Schlange schleicht er umher, oder hetzt, seine animalischen Kräfte genießend, wild und frei durch die Gegend. Seine Bewegungen wirken oft übertrieben ausholend, doch in Gefahrensituationen achtet die Pflanze intuitiv darauf, keine unnötige Bewegung zu machen. Im Gegensatz zur gefährlichen Hybridform ist ihr dies auch noch möglich, da sich Überlebensinstinkte und Angriffslust der Pflanze ziemlich die Waage halten.
Menschenform: In dieser Haut entspricht Livy einem feingliedrigen Heranwachsenden der menschlichen Spezies. Eine leicht überdurchschnittliche Größe und die dürren Extremitäten lassen den Teufelsmenschen recht schwach aussehen, wobei die bleiche Haut seines Kopfes diesen Eindruck weiter unterstützt. Sein Gesicht weist scharf geschnittene Züge auf, obgleich sich auch aufgrund seiner Jugend schwer sagen lässt, ob sie eher männlich oder weiblich sind. Schmale Augen mit gelben Pupillen und ein langer, dunkelgrüner Haarschopf verleihen ihm ein exotisches Aussehen. Dieses wird in der Regel auch von der Kleidung des Teufelsmenschen unterstrichen, die in dieser Form komplett zu sehen ist: Ein makelloser schwarzer Anzug, zumeist von der besten ihm zur Verfügung stehenden Qualität, sowie ein blankpoliertes Paar halbhoher Schuhe und zwei blütenreiner Handschuhe erwecken den Anschein eines vollendeten Gentleman, oder aber eines ziemlich erfolgreichen Mafioso, ist man sich der Herkunft des Pflanzenmannes bewusst. In den kalten Zeiten des Jahres wirft sich Livy weiterhin einen langen, schwarzen Mantel aus Baumwolle oder anderen natürlichen Stoffen über, auch wenn er sich der Ironie durchaus bewusst ist. Gepaart wird dieser auf Schick und Bequemlichkeit ausgerichtete Kleidungsstil mit einem dem ersten Eindruck angepassten Auftreten: Einnehmend, erhobenen Hauptes betritt er die meisten Räume so, als stünden alle Anwesenden weit unter ihm. Wer dies nicht einsehen möchte, erntet ein süffisantes Lächeln, bevor die Aufmerksamkeit des Pflanzenmannes gänzlich von ihm abfällt. In Begleitung männlicher Herrschaften, deren Vertrauen er sich erschleichen möchte, oder aber gegenüber der holden Damenwelt kann Livy aber genauso auch charmant und sogar witzig sein, ganz zu schwiegen von seiner ausgesprochen cocktailpartytauglichen Bildung, mit der er nur allzu gern angibt. Gepaart wird diese gern mit der Geschichte des verwaisten Sohn eines einflussreichen Handelsreisenden, der leider vermisst wird. Spätestens mit dieser Portion Mitleid hat Livy in der Regel die Herzen derer gewonnen, die er auszunutzen sucht, um exakt denen zu schaden, die auch nur ansatzweise hinter diese Fassade eines aufs höchste Maß geschliffenen Mitgliedes der menschlichen Gesellschaft blicken und ihn eines Tages als das entlarven könnten, was er ist: Ein Wolf im Schafspelz.
Hybridform: Die vor allem im Kampf genutzte Hybridform vereint menschliche wie pflanzliche Merkmale, sowohl auf äußerlicher, als auch auf innerlicher Ebene. Grundstock bildet ein menschlich anmutender Torso, der nach oben hin in einem weißen Oberkörper endet. Kopf und Schultern werden von den aufgerissenen Kiefern des Maules eingerahmt, das in Pflanzenform die Spitze der Hauptranke bildet. Arme und Beine bleiben die einer Piranhaia, allerdings verlängern sie sich drastisch. Der Teufelsmensch kann sie jedoch wie eine Sprungfeder aufrollen, um damit normallange Glieder vorzutäuschen – natürlich kann dieses Vorgehen nicht über Hände und Füße hinwegtäuschen, die noch immer gefräßige Mäuler darstellen. Ebenso vermögen ein schwarzer Mantel oder eine viel zu kleine Anzugjacke – die einzigen Überbleibsel Livys menschlicher Kleidung – nicht über seine gefährliche Mischung aus pflanzlich-tierischen Instinkten und der emotionalen und irrationalen Gier und Machtsucht eines Menschen hinwegtäuschen, die dem Pflanzenmann in Hybridform ein angriffslustiges und menschenverachtendes Auftreten beinahe aufzwingen. Das ehemals süffisante Lächeln zu einem nach Blut lechzenden Grinsen verzogen, streckt Livy in einer Geste der Einschüchterung gern alle Glieder von sich, um seine unmenschliche Form und Größe zu betonen, gegen die die meisten Menschen nichts auszurichten vermögen. Seine Bewegungen sind nun ebenfalls deutlich ausschweifender als noch in der Pflanzenform, und gleichermaßen auf Effizienz wie auf Angabe und Lächerlichmachen seiner Gegenüber ausgelegt, denen er gern das Gefühl eines fleischgewordenen Alptraumwesens vorgaukelt. Verliert sich Livy schließlich komplett in einem Blutrausch, ist in ihm weder die überaus rationale und auf das eigene Überleben ausgerichtete Pflanze wiederzuerkennen, noch der über alle Maßen kontrollierte Mensch wiederzuerkennen: An beider Stellen rückt eine völlig selbstvergessene Naturgewalt, deren einziges Ziel es ist alles zu töten, im Versuch, der Welt ein für alle Mal ihren wahren Herren zu offenbaren.

Wesen: Wenn die Beschreibung des Wesens eines Menschen in all seinen Aspekten schon schwierig ist, dann ist so etwas für Livy nahezu unmöglich. Die schwierige Kombination aus dem Bewusstsein und den Möglichkeiten eines Menschen mit der natürlichen Unbefangenheit einer Pflanze, die sich in einer überheblichen Einstellung nach außen hin entfaltet, reicht tiefer als das Wurzelwerk des größten Baumes der Welt.
Betrachtet man Livy auf der obersten Ebene, so wird sein Charakter scheinbar von nichts anderem als Genussucht, Habgier und Überheblichkeit dominiert. In den gelben Augen des Hybriden sind Menschen nichts anderes als jämmerliche Tiere, die das Glück hatten, sich in die richtige Richtung zu entwickeln. Die Möglichkeit, ihre Aktionen zu überdenken – was die meisten allerdings nicht zu tun wagen – macht sie am Ende jedoch nicht besser als haarlose Äffchen. Sie verfügen über verkümmerte Körper, schlichte Sinne und ein verwirrendes Netz aus konstruierten Emotionen und merkwürdigen Gesellschaftsstrukturen, die sie letzten Endes jedoch nur selbst in den Wahnsinn treiben. Livy dagegen, ausgestattet mit der natürlichen Kraft der Flora, wie sie überall auf der Welt, auch jenseits jeden menschlichen Lebens, existiert, steht mit seiner Macht über sämtliche menschliche Eigenschaften weit über jedem Exemplar der Gattung Homo Sapiens – und es vergeht kein Tag, an dem er sich dieser Stellung nicht bewusst wäre. Jeder neue Morgen ist deshalb eine weitere Chance, sich den Menschen als überlegen zu zeigen und an ihrem friedlichen Weltbild zu kratzen.
Taucht man etwas tiefer in das Wesen von Livy ein, so erkennt man bereits die ersten Risse im Bild des überheblichen Übermenschen, der nichts als Verachtung für die einfache Bevölkerung empfindet. Man erkennt vereinzelt eine starke Demut, die Livy dem Geschenk entgegenbringt, das ihm die Hito-Hito no Mi gemacht hat. Sein menschliches Bewusstsein, das ihn von der sinnleeren Existenz als gedankenlose Pflanze befreit hat, ist eine Chance, derer er sich als würdig erweisen möchte, und vor allem aus diesem Grund verfolgt er stets das Ziel, aus seinem Leben soviel zu machen wie nur irgend möglich. Livy strebt somit nicht nur deshalb nach Macht und Geld, um dem normalen Leben eines einfachen Menschen, welchem er nur Verachtung entgegenbringen kann, zu entfliehen, er möchte auch zeigen, dass er die ihm zu Teil gewordene Macht zu nutzen und zu schätzen weiß, indem er mit ihr so viel wie möglich erreicht.
Geht man noch mehr ins Detail, so stößt man unter der gierigen Schale und der dünnen Haut Demut ganz plötzlich auf ein seltsames Interesse für Menschen, das recht unerwartet auftaucht. Die viele Zeit, die er mit dem Studium des menschlichen Verhaltens verbracht hat, und das Vorgaukeln verschiedener Persönlichkeiten – beide einst nichts weiter als die Mittel eines hochnäsigen Halbmenschen, der sich erhaben fühlen möchte – verwandeln sich übergangslos in einen tief in Livy verwurzelten Charakterzug, der sich auch während der Zeit auf Burnsdale und Scarlet wiederfinden lässt. Hier war er jedoch ganz anders motiviert: Es war eine primitive Art von Neugier, die sich Livy noch heute behalten hat. Der Hybride wird von einer seltsamen Faszination geplagt, die ihn die Menschen interessiert beobachten lässt. Diee Eigenschaft mutet auf den ersten Blick wie das Verhalten eines Reisenden an, der zum ersten Mal in eine fremde Stadt kommt: Alles wirkt wunderbar, fantastisch und so fremd, dass man sich wie in einer anderen Welt fühlt – und das obwohl man sich noch immer unter Menschen befindet. Bewegt man sich weiter auf einer eher oberflächlichen Ebene, so könnte man diese Eigenschaft abschätzig als das Interesse eines selbsternannten Wissenschaftlers bezeichnen, der Mäuse beim Durchqueren eines Labyrinths zusieht. Von oben herab betrachtet man die Anstrengungen eines Wesens, das dem eigenen völlig fremd ist. Nähert man sich mit mehr Großmut der Frage nach der Herkunft dieses Charakterzugs wird man vielleicht zu dem Schluss kommen, dass hier ein Kind einfach eine neue Welt sieht und betrachtet, ohne in seiner unschuldigen Naivität zu begreifen, wie sehr es doch selbst in ihr verhaftet ist.
Nur die intensive Beschäftigung mit Livys Wesen gestattet es jedoch dem geneigten Beobachter, dem wahren Kern dieser unerwarteten Faszination auf die Spur zu kommen. Jenseits des übermütigen Herrschers, des dankbaren Opportunisten und des neugierigen Wissenschaftlers findet sich nämlich ein viertes und letztes Wesen, das zwar nicht absolut von den anderen das „wahre“ Innenleben beschreibt, aber dennoch einen essenziellen Teil, vielleicht sogar den einflussreichsten, umfasst. Es ist das eines verwirrten Jugendlichen, der einfach nur seinen Platz in der Welt finden will. Seit dem Verzehr der Hito-Hito no Mi, seit seiner Entdeckung seiner beiden anderen Formen, seitdem treiben Livy stets die immer gleichen Fragen um: Wer ist er? Was ist er? Wo gehört er hin? Was ist der Sinn seines Lebens? Gibt es andere wie ihn? Wo ist sein Zuhause? Was wird einmal aus ihm? Erwartet ihn derselbe Tod wie die Menschen, dasselbe Jenseits? All diese Fragen, die selbst die Menschen vor schier unlösbare Probleme stellen, ragen vor dem einsamen Hybriden noch gewaltiger auf. Es ist deshalb kaum verwunderlich, dass Livy diesen beängstigenden Teil seiner Persönlichkeit an einem gewissen Punkt in seinem Leben in sein tiefstes innerstes verbannt hat, in der Hoffnung, nie wieder auf ihn eingehen zu müssen. Tatsächlich jedoch wirkt er heute, genauso wie vor vielen Jahren, im Handeln und Denken des Pflanzenmenschen weiter: Sein Interesse an den Menschen gründet sich stark auf den Wunsch nach einer so einfachen Existenz; sein zwanghaftes Streben nach einem Beweis seiner Überlegenheit dagegen spiegelt den verzweifelten Versuch wieder, der offensichtlichen Unmöglichkeit der Erfüllung dieses Wunsches zu entfliehen, indem das Dasein eines Menschen als so jämmerlich wie möglich herabgestuft wird. Die Demut gegenüber dem Geschenk wiederum ist ein deutliches Indiz dafür, dass Livy durchaus zumindest unbewusst versucht, sich wenigstens auf einigen Ebenen menschlich zu verhalten, Dankbarkeit zu zeigen, Zuneigung und Wärme zu empfinden, in der Hoffnung, eines Tages auch als Hybrid wenigstens von einer Handvoll Menschen akzeptiert zu werden, und das unabhängig von der Antwort nach seiner Existenz.

Neigungen: Im Fokus von Livys Interessen steht ganz eindeutig der Wunsch, aus dem eigenen Leben das Beste zu machen, was möglich ist, und zwar in allen Aspekten. Daraus ergibt sich eine recht große Bandbreite Interessen, die sich kurz zusammenfassen lässt indem man einfach sagt, dass sich Livy grundsätzlich einmal für alles interessiert, was ein menschliches Leben bereichern kann – Ausnahmen bestätigen die Regel.
Möchte man eine ausgiebige Liste erstellen, sollte man am besten mit einem Interesse an Geld beginnen. Geld regiert im wahrsten Sinne des Wortes die Welt, und wer Geld hat, der kann sein Leben mit vielem bereichern. Als zweites kann man ein ausgiebiges Interesse an der kulinarischen Vielfalt der Welt erwähnen – böse Zungen würden es „Verfressenheit“ nennen, doch Livy selbst wählt lieber Worte wie „Gourmet“ oder „Feinschmecker“. Auf derselben Ebene steht ein Interesse für Luxus, das sich mit dem nach feinem Essen teilweise deckt. Wenn etwas funkelt, glitzert oder kurz gesagt wertvoll ist, wird sich Livy bestimmt dafür interessieren. Was das ehrliche Erstehen solcher Waren angeht hält sich der Pflanzenmensch jedoch eher bedeckt – als Kind der Straße bevorzugt Livy kostenlose Angebot, oder aber die nicht ganz legale Beschaffung. Zum Glück kann man jedoch auch als Besitzer einer ausgeprägten „Geizhals-Drüse“ schöne Dinge wie Gemälde, Gesang oder Tanz genießen. Doch Vorsicht: Livy hält sich selten mit Kritik zurück, da für ihn nur eine knallharte Grenze zwischen „bereichernder Erfahrung“ und „bodenloser Zeitverschwendung“ herrscht.
Ein davon unabhängiges, etwas den Charakter mehr betonendes Interesse besteht abschließend darin, dass Livy oft und gern das Wesen der Menschen und damit verbunden die Frage studiert, was es heißt, ein Mensch zu sein. Man könnte Livy durchaus als Autodidakten auf dem Gebiet der Psychologie bezeichnen, er selbst nennt es jedoch lieber ein natürliches Talent – er kann es einfach, mehr gibt es nicht zu sagen.

Abneigungen: Im Kontrast zu seinen Interessen ist es beinahe selbstverständlich, als erstes Desinteresse all das zu nennen, was dem Genießen des Lebens im Weg steht.
Auf Platz Nummer eins steht deshalb eine große Abneigung gegenüber Arbeit und solchen Aktivitäten, die Livy als Arbeit betrachtet. Für ihn persönlich käme es – zumindest zu diesem Zeitpunkt in seinem Leben – unter keinen Umständen in Frage, für seinen Lebensunterhalt über einen Beruf aufzukommen. Wozu auch? Was er brauchte, konnte er stehlen, und was er nicht brauchte genauso. Warum sich da noch den ganzen tag den Rücken krumm schuften? Aber apropos Lebensunterhalt und Objekte der Begierde: Im selben Maße, wie Livy danach strebt, Geld zu verdienen und sein Leben zu genießen, genauso folgt er dabei auch dem Kredo, jeder Art von Nutz- und Sinnlosigkeit aus dem Weg zu gehen. Dazu gehört zum Beispiel das Verschlafen von zuviel Zeit, das Kaufen überteuerter Güter - überhaupt das Kaufen von irgendetwas -, und so weiter.
Betrachtet man das im vorherigen Punkt letztgenannte Interesse, so hegt Livy im Gegenzug kaum selbst die Absicht, verschiedenen typisch-menschlichen Neigungen nachzueifern. Dazu gehört zum Beispiel das hormongesteuerte Werben um ein Weibchen, auch als „Flirten“ oder „Liebe“ bekannt, zumindest solange sich Livy davon nicht irgendwelche Vorteile verspricht – der Zweck heiligt schließlich die Mittel. Genauso wenig interessiert sich Livy für etwas wie „Gemeinnützigkeit“, die Unterstützung anderer aus reiner Herzensgüte heraus, das jämmerliche Bemitleiden der eigenen Existenz, und ähnliche irrationale Regungen der Menschen, die von allzu großen Gefühlen hervorgerufen werden. Natürlich verfügt auch Livy über Gefühle und etwas wie Werte/Moral, allerdings würde er sich in dieser Beziehung niemals auf einer ähnlichen Stufe wie die Menschen sehen. Für besonders lächerlich hält er im Übrigen religiöse Eiferer oder Krieger der Art, die sich allzu sehr auf solche Vorstellungen wie Ehre und Fairness versteifen – erstere, weil sie wertvolle Lebenszeit den Regeln eines Hirngespinsts opfern, letztere weil sie leeren Vorstellungen dienen, und diese Torheit sogar mit ihrem Leben zu zahlen bereit sind.

Stärken: Direkt gefragt würde Livy sein gesamtes Wesen in all seinen Aspekten als Stärke bezeichnen. Er war ein lebendiges Monster, halb Mensch, halb Pflanze – was gab es da noch zu fragen?
Genauer betrachtet ist es natürlich etwas komplizierter, auch wenn sich Livys körperliche Stärken durchaus aus dem Verzehr seiner Teufelsfrucht ergeben. Als Pflanzenmensch verfügt er über die kombinierte Kraft eines menschlichen Organismus mitsamt der entsprechenden Stärke und Größe, und den Charakteristiken und Waffen einer Pflanze – darunter Gift, Dornen und lange Ranken, um nur drei zu nennen. Zusammengefügt entwickeln die pflanzlichen Merkmale in der Größenordnung eines Menschen ein gefährliches Potenzial. Hinzu kommt, dass Livy trotz so manchem ausschweifenden Gelage immer auf seinen Körper achtet und diesen trainiert hält, um allzeit für etwaige Feinde bereit zu sein. In rein physischer Hinsicht ist der Pflanzenmensch deshalb stets gewappnet.
Was seine Persönlichkeit betrifft, so darf sich Livy auch hier Besitzer einiger vorzüglicher Stärken nennen. Zu erst einmal wäre seine etwas absonderliche Sichtweise zu nennen – als Pflanze aufgewachsen, zu einem Menschen verwandelt, betrachtet er das Wesen jener weit entwickelten Säugetiere von außen um einiges distanzierter als ein Mensch von Natur aus dazu in der Lage wäre. Zwar geht damit gleichzeitig ein gewisser Hochmut einher, nichtsdestotrotz übersteigt Livys Erfahrung die Kenntnis eines einfachen Hobbypsychologen bei weitem. Was in privatem Rahmen nützlich ist, kann im Kampf den entscheidenden Unterschied bedeuten. Abseits dieser Besonderheit verfügt Livy weiterhin über eine im wahrsten Sinne des Wortes unmenschliche Geduld: Wenn er warten muss, dann tut er dies in der Regel ohne zu murren; wenn eine Pflanze nämlich etwas in ihrem Leben lernt, dann, dass bestimmte Entwicklungen einfach ihre Zeit brauchen. Weiterhin verfügt Livy über einen Vorteil, den er dem Umstand zu verdanken hat, nur zur Hälfte ein Mensch zu sein. Aufgrund dieser Tatsache sind bei ihm nämlich die ureigenen, tierischen Instinkte, die jedem Menschen innewohnen, stärker ausgeprägt, weshalb er sich im Kampf auch auf diese stützen kann. Sowieso vermag Livy sehr gut, Bauchgefühl und Logik miteinander zu verbinden, um im richtigen Moment zuzuschlagen, vorausgesetzt natürlich eine seiner Schwächen steht ihm nicht im Weg. Im Kontrast dazu steht wiederum die Stärke, gegenüber dem anderen Geschlecht nicht allzu sehr geneigt zu sein. Man kann zwar im Moment nur darüber spekulieren, ob Livy nicht zu echter Zuneigung fähig ist, oder einfach noch nicht das entsprechende Alter erreicht hat, Fakt ist jedoch, dass er im Gegensatz zu so manchem Alterskollegen nicht ganz so schnell dem Charme einer Frau erliegt. Und apropos typisch Mann: Was Alkohol betrifft verfügt Livy über eine wahrhaft unmenschliche Standfestigkeit. Es ist beinahe so, als würde der Alkohol ohne Effekt im veränderten Körper des Pflanzenmensche einfach verschwinden - ohne dabei jedoch auch nur ein Quäntchen Geschmack einzubüßen.

Schwächen: An erster Stelle seien hier diejenigen Schwächen genannt, unter denen ein jeder Teufelsmensch zu leiden: Die Unfähigkeit zu Schwimmen, eine Achillesferse in Form von Seestein, und so weiter. Diese Makel sind für Livy deshalb recht bedeutsam, da er letzten Endes quasi seine gesamte Existenz der von ihm verspeisten Frucht, der Hito-Hito no Mi, zu verdanken hat.
Erforscht man Livys rein körperliche Schwächen weiter, so stößt man schnell auf solche, die zu gleichen Teilen seiner pflanzlichen wie menschlichen Seite entstammen. Zu ersteren gehört zum Beispiel eine ausgeprägte Empfindlichkeit gegenüber Kälte, denn auch wenn Piranhaia-Pflanzen stärkeren Frost überstehen können als so manch andere Blume, sind sie dennoch nur Gewächse, die selbst keine eigene Wärme produzieren. Livy verfügt dank seiner menschlichen Kräfte zwar über eine solche, allerdings schwankt sie deutlich mit der Außentemperatur. Hinzu tritt eine gewisse Schwäche gegenüber Klingen in allen Formen – wer bereits einmal einen Rasen gemäht oder einen Baum gefällt hat wird wissen, wo diese ihren Ursprung nimmt. Livys lange Gliedmaßen in Pflanzen- und Hybridform bilden einfach eine zu große Angriffsfläche für Schwerter oder Dolche, die zudem von keinem Knochen gestützt wird.
Charakterliche Schwächen weist Livy einige auf, denn mit dem Verzehr der Hito-Hito no Mi erwarb er nicht nur die körperliche und geistige Kraft der Menschen, sondern auch ihre verwirrende Gefühlswelt und ein Bewusstseins jenseits purer, animalischer Instinkte. Als erstes Beispiel sei sein Übermut genannt, der vor allem im Hinblick auf normale Menschen greift: Die meisten Exemplare dieser Spezies betrachtet der Teufelsmensch von oben herab. Sie sind einfache Menschen, sind lediglich Herr über eine Form, und besitzen weder die rohe Kraft, noch die Beweglichkeit und Regenerationskraft eines Pflanzenmenschen. In der Regel tritt Livy deshalb im Kampf mit einem Menschen eher stolz und siegessicher auf, als sich auch die Gefahr, die von einem bewaffneten, in die Ecke gedrängten Zivilisten ausgeht, zu vergegenwärtigen. Besonders im Kampf gegen solche Gegner, die gerade darauf bauen, unterschätzt zu werden, könnte dies eines Tages fatale Folgen haben. Abgesehen von dieser Art Hochmut ist Livy weiterhin ein begeisterter Anhänger der drei Todsünden Völlerei, Geiz und Trägheit. In seinem Wunsch, sein Leben auszukosten, gibt er sich gern kulinarischen Ausschweifungen aller Art hin, solange es ihn nicht allzu viel kostet. Im allerbesten Fall ist der Pflanzenmensch nach einem fünfgängigen Menü aus dem auftischenden Sternerestaurant indem Moment verschwunden, in dem der Kellner die Rechnung aufsetzt. Der dritte Punkt, Trägheit, kommt unter demselben Gesichtspunkt zum Tragen, denn zum Genießen der eigenen Existenz gehört es auch, Arbeit zu vermeiden, ab und zu ausspannen, und möglichst viel mit möglichst wenig Aufwand zu erreichen. Es könnte jedoch der Zeitpunkt kommen, in dem ihn gerade ein Quäntchen mehr Anstrengung, ein nicht bis zum bersten gefüllter Bauch oder etwas Großzügigkeit aus einer sonst tödlichen Lage befreien könnte.

Motivation: Auch wenn sich Livy dem einen oder anderen nicht bewusst ist, so verfolgt der Pflanzenmensch doch mehrere Ziele gleichzeitig.
Sein – zumindest in seinen Augen – größtes Ziel überhaupt soll es sein, das ihm gemachte Geschenk, nämlich seine menschliche Seite, in allen Zügen auszuleben und zu genießen. Dazu gehört zum Beispiel der Beweis seiner Übermenschlichkeit und das damit verbundene Gefühl absoluter Erhabenheit, sowie das Bereisen der Welt und das Erkunden ihrer entlegensten Winkel, aber auch das Probieren der seltsamsten Speisen oder das Erringen von Ruhm, Macht und Geld. Letztere drei Punkte sollen ihm nicht nur ermöglichen, sich seine Wünsche zu erfüllen, auch der Besitz von Macht oder Bekanntheit ist etwas, das die meisten Menschen in ihrem Leben nie erreichen, und Livy selbst sollte verdammt sein, wenn er sich wie jene in einem kleinen Häuschen zurückzieht und das Leben einfach so an sich vorbeiziehen lässt – er verdient mehr!
Damit verbunden, aber noch einmal eine extra Erwähnung wird, ist ein zweites Ziel, und zwar das Verdienen von Unmengen an Geld. In der Welt der Menschen ist es möglich, sich mit Geld beinahe alles zu kaufen, und wer alle Aspekte des Lebens erforschen möchte sollte es sich ganz einfach vornehmen, entsprechend viel Geld zu verdienen. Dieses Ziel noch einmal zu nennen ist deshalb wichtig, da es sehr oft an die Oberfläche dringt, nicht zuletzt in Form der… etwas unorthodoxen Angewohnheit, hin und wieder zu stehlen.
Ein von Livy etwas weniger direkt verfolgtes Ziel stellt als drittes der Wunsch dar, selbst stärker zu werden. Natürlich findet sich hier auch wieder das Ringen nach Ruhm und Macht wieder, jedoch geht es bei dem Sammeln von Kraft auch um die Entdeckung der eigenen Möglichkeiten und Grenzen, vor allem in Hinblick auf die von ihm verzehrte Teufelsfrucht, der er letzten Endes sein Leben zu verdanken hat.
Ein viertes und geheimes, aber wahrscheinlich das wichtigste Lebensziel von Livy besteht abschließend darin, nicht nur mehr über die Welt an sich, sondern im Besonderen über die Menschen und in letzter Instanz damit auch über sich selbst zu lernen. Die Frage „Was heißt es, ein Mensch zu sein?“ steht hierbei häufig im Mittelpunkt, genauso wie die nach seiner eigenen Existenz.


Soziales

Familie:

Zwei Exemplare der Gattung „Piranhaia“ (Alter unbekannt, lebendig)
Wie beinahe jedes andere Lebewesen auch entstammt Livy einem männlichen und einem weiblichen Exemplar seiner eigenen Art. In seinem Fall sind dies zwei Piranhaia-Pflanzen, die sich irgendwo im Wald von Burnsdale befinden. Als normale Gewächse fristen sie heute, genauso wie vor der Geburt ihres Sohnes, ein einfaches Leben, das nicht viel mehr kennt als Nahrungsaufnahme, Wachstum und Fortpflanzung. Mehr als einen halben Kilometer voneinander entfernt existieren sie abgeschottet von der Welt der Menschen, und damit auch von der Welt ihres Sohnes.
Livy selbst denkt kaum an seine „Eltern“, und selbst wenn, so sieht er sie niemals im selben Licht, in dem Menschen oder Tiere ihre Ahnen zu betrachten in der Lage sind. Weder kennt er sie, noch hegt er ein Interesse daran, sie jemals kennenzulernen, denn in seinen Augen verläuft eine scharfe Grenze zwischen den Rollen der Erzeuger und der Eltern, und unter keinen erdenklichen Umständen könnte er sich dazu überwinden, zwei leblosen Pflanzen den Platz in seinem Leben einzuräumen, den er bereits zwei anderen Gewächsen zugedacht hat. Somit erwähnt Livy die beiden auch unter keinen Umständen auch nur mit einem Wort, aber obwohl er sie auf diese Weise aus seinem Leben zu drängen versucht, verbindet ihn doch irgendeine Art von Band mit diesen denkunfähigen Geschöpfen – letzten Endes ist es einfach eine unumstößliche Tatsache, dass er das Ergebnis der Verbindung beider Exemplare ist. Es kann deshalb gut sein, dass sich Livy eines Tages doch auf die Suche nach ihnen beiden macht, doch bis es soweit ist gibt der Pflanzenmensch sein bestes, um nicht über die seltsame Verbindung zwischen sich und zwei Piranhaias irgendwo auf Burnsdale nachdenken zu müssen.

Bekanntschaften:

„Abiés“, eine mächtige Tanne auf Burnsdale (Alter unbekannt, lebendig)
Für einen Menschen mag es seltsam anmuten, eine Pflanze oder eine Frucht als Bekannten anzusehen, doch wer von zwei ihm unbekannten Gewächsen abstammt, der kann für einen Baum, der ihm sein ganzes Leben lang Schutz geboten hat, durchaus Gefühle entwickeln. Genauso verhält es sich mit Livy und der riesigen, alten Tanne, die ihn Zeit seines Lebens vor Kälte, Wild und Regen beschützt hat. Über seine Beziehung zu jenem mächtigen Baum dachte er allerdings erst nach, als er sich eine eigene, menschliche Identität aufbaute, um sich unter die Bewohner von Scarlet zu mischen. Im Zuge dieser Überlegungen kam Livy zu dem Schluss, dass mehr als seine leibliche Mutter, eine ihm völlig fremde Piranhaia, jene Tanne es verdient hatte, diese Rolle auszufüllen.
Mit dieser Entscheidung erschuf Livy eine grünhaarige Adlige namens Abiés, die gemeinsam mit einem gewissen Hayner DeVille den kleinen Jungen zur Welt gebracht haben soll. Während der Vater früh spurlos verschwand, kümmerte sich die schöne Dame um das Kind und zog es mit liebevoller Hand groß. Nach ihrem heutigen Wohnort gefragt, antwortet Livy stets mit einem selbstsicheren „weit weg“. Auf ihr Wesen angesprochen redet die Pflanze dagegen im selben Moment von der erfundenen Frau wie von der echten Tanne: Abiés sei eine fürsorgliche, standhafte Dame, die sich nichts gefallen ließe und ihre Lieben stets beschütze. Allerdings wäre sie nicht gerade die redseligste…
Was die weitere Hintergrundgeschichte der Edeldame Abiés angeht, so berichtet Livy davon, dass sie einst auf derselben Insel wie Hayner gelebt hatte, und zwar als verwöhnte Tochter eines fähigen Zimmermanns. Über ihn hätte sie den reichen Händler kennengelernt und sich sofort in ihn verliebt. Nach kurzer Zeit erwartete das Paar bereits sein erstes Kind, doch nachdem Hayner verschwunden war kehrte sie zu ihrer Familie zurück. Seitdem lebt sie erneut bei mit ihren ergrauten Eltern.

„Hayner DeVille“, die Hito-Hito no Mi (Alter unbekannt, gestorben)
Vor einem ähnlichen Hintergrund betrachtete Livy auch die von ihm verzehrte Hito-Hito no Mi, bzw. den Teufel, der angeblich in ihr gewohnt haben soll, mehr als eine Art Vater als seinen leiblichen Erzeuger. Erst die Frucht hatte ihm schließlich sein Bewusstsein und alles Menschliche verliehen, über das Livy heutzutage verfügt. Wenn nicht diese kleine Frucht eine Art Elternfunktion für Livy erfüllt, wer dann?
Die Identität, die Livy der Teufelsfrucht zugedacht hat, ist die des vollendeten Gentleman Hayner DeVille. Dieser reiche Edelmann soll trotz seines großen Vermögens wie kein anderer alle menschlichen Tugenden in sich vereint haben, was ihn wie selbstverständlich zu einem Vorbild für dessen „Sohn“ machte. Gleichzeitig erwähnt Livy aber auch oft im Scherz, dass sein Vater ein etwas eigentümlicher Zeitgenosse gewesen sein musste, da er von eifersüchtigen Konkurrenten als Spitznamen den Titel „Teufel im Anzug“ verliehen bekommen hatte. In der Geschichte über Hayner heißt es weiterhin, dass der reiche Handelsmann auf einer Expedition in einen weit entfernten Urwald verschollen sein, und seitdem vermisst werden soll. Nach den genaueren Hintergründen befragt weicht Livy meistens mit einem Scherz aus oder äußert die Hoffnung, seinen „Vater“ eines Tages wieder lebendig antreffen zu können. In gewisser Weise war er auch lebendig, zumindest wenn man den Theorien hinter dem Wesen der Teufelsfrüchte glaubte und annahm, dass jeder Teufelsmensch in sich einen kleinen Teufel trug. Diese Vorstellung ruft noch immer widersprüchliche Gedanken und Gefühle in Livy hervor, die er bei der Erinnerung an jene Nacht, in der er die Hito-Hito no Mi verspeist hat, jedoch gezielt verdrängt.

Vico „Scar“ Fuertes, Nemesis
Flohteppich, Stubentiger, Kätzchen – etliche Spitznamen trägt der Teufelsmensch in Livys Augen, stets darauf bedacht, die Stärke des Mannes herunterzuspielen. Fakt ist jedoch, dass der Pflanzenmann den Dunkelhaarigen im Moment als seine persönliche Nemesis betrachtet, hat der Kater ihm doch seine wertvolle Rache an Charles Tepes gestohlen, indem er ihn selbst ermordete. Doch nicht nur deshalb folgte Livy dem Mann erst im Verborgenen, dann ganz offen als Teil seiner Crew: Die Bekanntschaft mit dem Teufel Jacob bspw. ist nur ein Grund dafür, aus dem sich Livy eine spaßige Zeit in Gesellschaft mit dem Tiger erwartet, ganz zu schweigen von dessen Schiff, das Livy gerade recht kam, um vom Chaos auf Cosa Nostra zu flüchten. Es bleibt allerdings abzuwarten, wie lange ein einfacher Rachewunsch und pure Neugier ausreichen, den Pflanzenmann an den Tiger zu binden.
Persönlich bilden Scar und Livy in den Augen der lebendigen Pflanzen einen idealen Gegensatz: Wildheit steht Kontrolle entgegen, Dummheit kämpft gegen Bildung, Blindheit gegen Voraussicht, Faulheit gegen Genuss. Zwar kann Livy Teilen dieser Eigenschaften durchaus etwas abgewinnen, ebenso wie er sich und Scar im Verzehr einer Zoan-Teufelsfrucht verbunden sieht, allerdings wird er vermutlich nie anerkennen, dass der Tiger im dauerhaft gewachsen sein könnte. Ist Scar stark? Ja. Aber stark – und schlau – genug, um Livy zu schlagen? Niemals.

Rosabelle Scarlet Everglot, das kochende Blondchen
Ah, Rose. Die einzig richtige Menschenfrau der Crew, der nicht wenige Crewmitglieder offensichtlich schmutzige Blicke hinterherwerfen. Livy ist sich dieser Tatsache inklusive der seines Wissens nach menschlichen Maßstäben schönen Züge ihres Körpers zwar bewusst, doch dank seienr Natur kann er nicht sagen, auch nur ansatzweise von ihr hingerissen zu sein. Anders als ihr Kapitän übrigens, der immer dann extrem reizbar scheint, wenn sich Livy der Blondine nähert. Diese Beobachtung nutzt der Pflanzenmann natürlich schamlos aus, indem er seinen über Jahre antrainierten Mafiosi-Charme hell strahlen lässt, sobald Rose den Raum betritt. Für ihn ist das Umwerben der Köchin allerdings wirklich nur ein Spiel, auch wenn der Nebeneffekt – größere Portionen der beinah unglaublich schmackhaften Mahlzeiten der Dame –nicht zu verachten ist. Ein echtes Interesse an Rose hätte Livy jedoch vermutlich erst dann, wenn sie mehr Züge ihrer floralen Nahmensvetterin annehmen würde.

Amy LaPazza, Fräulein Fehl-am-Platz
Zwischen Livy und der persönlichen Navigatorin der Crew haben sich bisher wenige Gespräche ergeben, und der Pflanzenmann kann nicht behaupten, dass er darin einen Verlust sieht. Für ihn ist Amy, trotzdem die beiden etwa gleichalt sind, ein verwöhntes, unwissendes Kind, das schlichtweg nichts auf einem Mafiaschiff zu suchen hat. Ihre eher stille und zurückhaltende Natur machen sie zu nicht mehr als einem Opfer, das leider nicht einmal der Rede wert ist – dafür hat die Gute viel zu wenig Fleisch auf den Knochen. Das einzig Positive, was Livy jemals über das Menschenmädchen sagen könnte, ist ein hin und wieder nicht allzu lahmer Intellekt, den die Jahre womöglich auf akzeptables Niveau schärfen könnten. Leider wirkt diese Hoffnung auf Livy eher kümmerlich, da es wahrscheinlicher ist, dass Amy vor diesem Moment durch die Hand ihres Käptn’s oder eines anderen Barbaren den Tod findet.

Manuel, Livys rechte Hand [Bild]
Das grüne Geschöpf ist Livys erstes und einziges Haustier, wenn auch wider Willen des Pflanzenmenschen. Dieser sah sich jedoch gezwungen, die merkwürdige lebendige Pflanze unter seine Fittiche zu nehmen, nachdem diese als der „wahre grüne Schatten“ auf Cosa Nostra beworben wurde. Zwar hätte Livy die Bestie auch einfach töten können – noch heute geht ihm dieser Gedanke täglich durch Kopf – allerdings fühlt er sich irgendwie auch zu der Pflanze verbunden, und zwar nicht erst seitdem diese ihn aus dem Meer gezogen und damit vor dem sicheren Tod gerettet hat.
Erst während dem Training bzw. Abrichten der Bestie stellte sich schließlich die genaue Natur der Pflanze heraus: Sie war tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes ein Teil von Livy, oder genauer, sie ist es gewesen. Während eines von Livys härtesten Kämpfen ist ihm nämlich seine rechte Hand abgeschlagen worden – nicht das erste Körperteil, das Livy verlor, doch als Pflanze konnte und kann er jedes relativ einfach regenerieren – doch anstatt wie bisher leblos zu verrotten, sorgte offenbar der Verzehr einer bis heute unbekannten Mischung von Medikamenten (das Maul wurde Livy immerhin im unterirdischen Biotop einer Giftmischerin gestohlen) dafür, dass die Pflanze Leben und Bewusstsein behielt. Diese Abkunft sorgt auch dafür, dass die Bestie auch dann auf Handzeichen seines Herren zu reagieren vermag, wenn diese sie nicht direkt sieht. Die genauen Hintergründe dieser merkwürdigen Verbindung zwischen Meister und Monster, sowie die Natur der Pflanze müssen allerdings noch geklärt werden – bisher steht Livy hier nämlich noch größtenteils vor einem Rätsel.
Der relativ junge Name der Bestie, Manuel, ist übrigens ein Wortspiel in doppeltem Sinne: Zum einen erinnert sie an das Wort für „Hand“ einer altertümlichen Sprache, der Livy auch seinen eigenen Namen entnommen hat. Zudem bedeutet der Name in anderer Form etwas wie „Der, der mit Gott ist“ – eine passende Bezeichnung für eine Kreatur, die fast immer an Livys Seite ist.

Lucky Luciano, ausgefuchster Kindergärtner
Ein Schuss, ein Treffer – diese Wendung ist das erste, was Livy mit dem erfahrenen Söldner mit dem fuchsartigen Gesicht verbindet. Während seiner Zeit auf Cosa Nostra hatte sich der Pflanzenmann immer wieder über die stärksten Individuen des West Blue informiert, vor allem über solche mit Verbindungen zur Mafia. Lucky ist in diesem Unterfangen immer wieder als einer der besten Schützen des Ozeans aufgetaucht, der mit seinen Kugelhageln wohl auch einem Teufelsmenschen gefährlich werden könnte.
Als Livy den fast sagenhaften Mann jedoch traf, nahm er ihn vor allem als weiteren Anzugträger wahr, der sich gern mit hohlköpfigen Muskelbergen und kleinen Mädchen umgab. Während sein Partner Kie Kusakabe zumindest so aussah, als würde er sich gegen ein paar Straßenschläger wehren können, erweckte Amy wie erwähnt nicht den Eindruck der abgehärteten Schülerin eines Meisterschützen. Letzteres fiel in Livys Augen automatisch auf Lucky zurück, dessen Ruf dadurch deutlich zu leiden hatte. Insofern hat der Pflanzenmann für den Schützen zwar noch immer ein Minimum an Vorsicht übrig, von Respekt kann aber kaum die Rede sein. Andererseits, vor wem hat Livy schon Respekt?

Jeff Jenzen, Staatsfeind Nr. 2
Fragt man Livy, was er nach der Tötung von Vico Fuertes mit seinem Leben anstellen will, wird man in der Regel den Namen von Jeff Jenzen hören – zumeist in Verbindung mit ein paar grausigen und mörderischen Details. Kein Wunder, wenn man daran denkt, dass der Kopfgeldjäger mit Grandline-Erfahrung in einen Kampf zwischen Livy und Scar hereingeplatzt ist und ihm damit eine frühzeitige Rache verwehrt hat.
Mehr verbindet die beiden eigentlich nicht, obgleich Livy den Namen des dunkelhäutigen Hünen schon vor dessen Auftritt in der Zeitung gelesen hatte. Tatsächlich hatte Livy damals eher geplant, dem Kopfgeldjäger aus dem Weg zu gehen, da mit Personen, die die Welt jenseits des Rivers Mountain beriets gesehen haben, eigentlich nicht zu spaßen ist. Heute interessiert Livy die Lebensgeschichte von Jenzen allerdings nicht im Geringsten, vor allem in Anbetracht seiner relativ geringen Stärke im Kampf gegen Livy und Scar. Zumindest redet sich der Pflanzenmann dies ein, ebenso wie er sich selbst zunehmend davon überzeugt, für die Grandline längst bereit zu sein. Doch das ist eine andere Geschichte…

Jacob, „der Teufel“
Den kränklichen Mann mit gelber Haut als Bekannten des Pflanzenmannes zu bezeichnen, ist vielleicht zu viel gesagt, da sich die beiden nur einmal persönlich getroffen zu haben. Nichtsdestoweniger ist Livy der Name des Kerls fest im Gedächtnis, nicht zuletzt da Jacob durch seine Kenntnis der Hito-Hito no Mi ein Interesse an ihm gezeigt hat, welches Livy deutlich unangenehm ist. Oder, um es anders zu sagen: Nach dem Furters-Jungen und Jenzen würde sich der Pflanzenmann vermutlich um Jacob „kümmern“ wollen.
Gerade deshalb stellt Jacob allerdings auch einen der Gründe dar, aus dem sich Livy Scar scheinbar angeschlossen hat. Auch wenn er es nämlich nie zugeben würde, so ist sich Livy Jacobs Ruf durchaus bewusst, ebenso wie der Tatsache, dass der Pflanzenmann den Teufel eventuell nicht allein besiegen können würde. Fakt ist nämlich, dass Jacobs Beiname nicht von ungefähr kommen soll, auch wenn Livy nicht ganz klar, ob dies auf eine echte Teufelsfrucht hindeutet, oder „nur“ übermenschliche Kräfte und teuflische Methoden. So oder so sei der Mann ein mächtiger Kämpfer, der in den entsprechenden Kreisen einen viel bedrohlicheren Ruf genoss als bspw. Jenzen, und wenn die Chance bestand, diese Gefahr gegen seine Nemesis Vico auszuspielen, dann würde sich Livy diese um keinen Preis der Welt entgehen lassen.

Fraktion: Kopfgeldjäger
Crew: Royal Vigilantes
Position: Crewmitglied


Geschichte

-| Testimonium Vetum - das alte Zeugnis |-

Prolog ~ Partio | Geburt
Eine leichte Böe hatte genügt, um all die hundert kleinen Sporen in die Luft zu heben, die sich bis zu diesem Zeitpunkt dicht gedrängt an ein gigantisches, grünes Maul geklammert hatten. Machtlos schwammen sie auf der milden Sommerbrise, die sie in alle Himmelsrichtungen verstreute: Einige landeten auf den mächtigen Zweigen uralter Bäume und mussten warten, bis ein weiterer Windstoß ihnen eine neue Chance gab. Einige landeten in den Fellen herumstreunender Tiere, die auf Nahrungssuche den Wald durchstreiften – diese würde ihre Reise weiter fort führen. Die meisten von ihnen glitten friedlich auf die vom Morgentau noch feuchte Erde, nisteten sich zwischen Dreck und Gras ein, und warteten darauf, dass die Zeit verging. Ein ums andere Mal wanderten Sonne und Mond über den Horizont, Licht und Dunkelheit wechselten sich in stetigem Rhythmus ab. Die verteilten Sporen ertrugen Hitze, Kälte, Trockenheit und Nässe; jeder Regenschauer ließ sie dabei tiefer ins Erdreich sinken. Während der ganzen Zeit entwickelte sich jede einzelne Spore weiter, sie wuchs und gedieh, bis sie letztendlich die ersten Wurzeln ausbildete. Wasser und Nährstoffe strömten über die natürlichen Leitungen in die jungen Gewächse, befeuerten ihr Wachstum, und ließen sie sich noch schneller entwickeln. Die Wurzeln verzweigten sich, grüne Triebe erkämpften sich tapfer ihren Weg an die Oberfläche, und nach vielen Tagen des Wartens und Wachsens erblickte die erste, fadendünne Ranke das Licht der Welt. Zwar gab es noch etliche Gefahren zu überwinden – hungrige Herbivoren, mächtige Stürme, frostige Winter -, nichtsdestotrotz hatte ein weiteres Exemplar der seltenen Pflanzengattung „Piranhaia“ seine Geburt erleben dürfen.
Livy, wie sich jene junge Pflanze später selbst nennen würde, kann sich bis heute bruchstückhaft an diesen Tag erinnern. Die Erinnerung an das Gefühl warmen Sonnenlichts, das zum ersten Mal auf hungriges Grün traf, brannte sich wortwörtlich in das Bewusstsein des Setzlings.

I ~ Auctus | Wachstum
Mit dem Erreichen der Oberfläche wurde der Pflanze ein essenzieller Wachstumsschub zuteil. Die Möglichkeit, zusätzlich zur Nährstoffaufnahme über den Erdboden die Wunder der Photosynthese nutzen zu können, ließ Livy jeden Tag ein weiteres, großes Stück gedeihen. Zwischen kleinen Steinen und hohen Grashalmen, ganz nah an einer mächtigen Tanne, schraubte sich die gekräuselte Hauptranke in die Luft. Ob Glück, Schicksal, oder purer Zufall: Während jener Zeit war die niedrige Piranha nur selten Opfer lebensbedrohlicher Gefahren. Oft streunten Wildtiere auf der Suche nach Futter in der Nähe des Pflänzchens umher, doch immer wieder wurde Livy von den schmackhaften Tannenzapfen des uralten Baumes in der Nähe gerettet. Er war es auch, der ganzjährig Schutz vor der teilweise äußerst harten Witterung von Burnsdale bot; nur selten fand eine Schneeflocke ihren Weg durch die dicht mit Nadeln bewachsenen Zweige hindurch, weshalb der Boden niemals von echtem Frost heimgesucht worden war.
Diese günstigen Umstände erlaubten es der Piranhaia, bereits gegen Ende ihres ersten Jahres einen weiteren, großen Schrit zu tun: Am oberen Ende bildete sie etwa drei Wochen vor Livys erstem Geburtstag eine schwere Knospe, die innerhalb weniger Tage zu einer Größe von acht Zentimetern anwuchs. Gegen Abend eines typischen Mittsommertages öffneten sich schließlich das erste Mal die zwei miteinander verzwirbelten Blätter, und entblößten ein strahlend pinkfarbenes Inneres. Ein süßlicher Duft erhob sich in die Luft, ausgehend von einer nicht einmal drei Zentimeter langen, weißen Blütennarbe. Den warmen Sonnenstrahlen entgegengereckt entfaltete sich das erste Maul der Piranhaia. Noch am selben Tag verirrte sich eine winzige Fruchtfliege zum Ursprung des betörenden Odeurs, berührte ein hauchdünnes Haar… und wurde von den kleinen, doch mächtigen Kiefern umschlossen. Hilflos versuchte das Insekt, sich mit wildem Flügelschlag zu befreien, doch der Lockstoff der Pflanze hielt es mit seiner zähen Konsistenz an sich. Ein für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbares Zischen drang wie ein Laut des genüsslichen Verzehrs zwischen den zusammengepressten Kiefern hindurch, während der saure Lockstoff langsam jede Zelle der Fliege einzeln auflöste. Drei Tage musste das Wesen dieses Martyrium ertragen, doch erst nach vier weiteren Tagen öffnete sich das Maul der Piranhaia wieder. Winzige, unverdaubare Teile fielen dabei zu Boden, mehr war von dem sechsbeinigen Geschöpf nicht übrig geblieben.
Auf diese erste Mahlzeit folgten in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten viele weitere, die das Wachstum Livys noch stärker förderten als die Nährstoffaufnahme über die Wurzeln. Die Hauptranke wuchs auf eine Höhe von mehr als einem halben Meter, und auch das Maul nahm an Größe und Gewicht zu. Mit ihrer Masse drückte sich die Pflanze selbst nach unten, und über einen langen Zeitraum hinweg bog sich die Ranke immer stärker zur Seite, bis schließlich raue Borke ihr den Weg versperrte. Erneut war es die Tanne, die für Livy sorgte, indem sie ihm die Möglichkeit, gestützt von widerstandsfähigem Holz nach oben zu klettern. Mithilfe hakenähnlicher Dornen, die die Pflanze durch Verwertung ihrer fleischlichen Mahlzeiten schaffen konnte, verschaffte sie sich zuerst Halt, bevor sie im Laufe ihres zweiten Lebensjahres ihre erste Nebenranke ausbilden konnte. Hervorgehend aus einer erst winzigen Beule schnellte Livys erster Arm im Gegensatz zur Hauptranke geradezu in die Luft. Einen Monat dauerte es nur, bis sich die Piranhaia mit einem zwanzig Zentimeter langen Gliedmaß zusätzlich absichern konnte; zwei weitere Monate begann es bereits zu knospen.
Es ist kaum nötig zu erwähnen, dass Livy mit diesen Errungenschaften noch schneller an Größe zunahm. Ganz wie ein menschliches Kind gewann er an Gewicht und Kraft, seine Dornen wurden größer und härter, seine Ranken stämmiger, und nach und nach bildeten sich weitere Nebenranken. Nach 7 Jahren war die Piranhaia auf eine Länge von fast zwei Metern angewachsen, wobei vier Nebenranken und ein solides Wurzelwerk ihren weiteren Aufstieg sicherten. Alles schien, als würde das Gewächs zu einem der größten seiner Art heranwachsen, unbehelligt von gierigen Tieren, eisigem Schnee und der zerstörerischen Hand der Menschen. Stattdessen stand Livys zweite, „wahre“ Geburt kurz bevor…

II ~ Suscitatio | Erwachen
Im Winter des 9. Lebensjahres der Piranhaia folgten drei Männer und ein Affe einem kaum benutzten Pfad in die Eingeweide der Wälder von Burnsdale, und verkrochen sich dort, wo kaum einmal im Jahr eine Seele auftauchte. Auf der von grünem Blätterwerk dominierten Insel gab es viele solcher Gegenden, die bisher nur wenige unternehmungsfreudige Bewohner erkundet hatten. Es gab einfach zu wenig distinktive Eigenheiten wie Steinformationen, Flüsse oder sonstige Markierungen, anhand derer man sich tief im Wald gut hätte zurechtfinden können; dementsprechend wenig Karten gab es auch, die jeden Zentimeter der Insel beschrieben. Von diesen wenigen gab es noch weniger, die die aktuellsten Veränderungen der Flora dokumentierten, weshalb sich schon viele Männer und Frauen, die sich auf einen kleinen Setzling als Hinweis verlassen hatten, orientierungslos am nun mächtigen Baum vorbeigeirrt waren. Ein paar nahezu unveränderliche Markierungen gab es allerdings, und zu ihnen gehörte die eindrucksvolle Tanne, die Livy mittlerweile als verlässliche Stütze diente.
In einer eiskalten Nacht, Schnee war noch keiner gefallen, erreichte nun besagtes Quartett den hochgewachsenen Baum. Die Fremden waren auf der Suche nach einer sicheren Zuflucht, nachdem sie im Zuge eines waghalsigen Raubzugs nun auf der Flucht vor den Häschern der Marine waren. Von der Kälte schwer getroffen ließen sie sich mit brennenden Fackeln im Schatten der Tanne nieder, raubten einige ihrer Zweige und erschufen auf einer kaum von Gras bewachsenen Stelle ein Lagerfeuer. Das rote Licht fiel wärmend auf die Männer, das Tier und die grünen Ranken, die sich ganz in der Nähe an den Stamm der Tanne klammerten. Je stärker die Flammen den Winter vertrieben, desto lauter wurde es unter den immergrünen Zweigen: Der Alkohol floss, die goldenen Beutestücke wanderten von Hand zu Hand, und es wurde ausgelassen gescherzt und gelacht. Irgendwann, als über ein Dutzend leerer Flaschen den Waldboden verunstalteten, kippte die Stimmung. Aus schnippischer Prahlerei wurde ein heftiger Streit darum, wem wie viel der Beute zustand. Im Zentrum der Diskussion stand eine kopfgroße, eisenbeschlagene Truhe, in der auf einem Samtkissen thronend eine Frucht aufbewahrt lag. Einer der Männer nahm das Obst aus der Kiste und führte es zum Mund, sauste die Keule des anderen auf seinen Rücken. Das runde Objekt flog ihm aus der Hand, direkt in die Arme des dritten, der sich sogleich anschickt, davonzulaufen. Eine hervorstehende Wurzel ließ ihn stolpern und fallen, die Frucht fiel zu Boden und rollte einige Zentimeter, bevor der mitgeführte Affe – das Maskottchen des Ersten, die Frucht packte und sich mit einem geschickten Sprung in die Baumkrone der Tanne verzog. Grinsend erhob sich der verletzte Mann, wenn auch unter Schmerzen, während der zweite hilflos nach oben starrte. Schreie der Wut und der Entzückung hallten durch den Wald, doch das Äffchen hüpfte nur unentschlossen von Ast zu Ast. Eine scharfe Nadel bohrte sich in seinen flinken Fuß, als das Tier einmal zuviel sprang; es kreischte, und die Frucht begann zu fallen. Sie fiel, ein, zwei, drei Meter, und landete…
…in einem grünen Maul, das gierig nach oben schaute. Das beliebteste der Beutestücke traf auf den Unterkiefer der Pflanze und berührte gleichzeitig mehrere der inneren Härchen. Blitzartig schnappte das dornenbesetzte Gewächs zu und umfasste die Frucht komplett mit seinen mächtigen Fangblättern. Keiner der Fremden hatte bemerkt, was geschehen war: Das Äffchen beklagte weiter oben seine Verletzung, die beiden ersten Männer tauschten Schläge aus, und der dritte lag noch immer bewusstlos am Boden. Während die ätzenden Säfte begannen, die Außenhülle der Frucht aufzulösen, setzte der erste Mann zu einem geraden Fausthieb an, der den anderen gegen die Brust traf und ihm die Luft aus den Lungen drückte. Der andere wollte kontern, doch er taumelte noch zu sehr und verfehlte seinen Gegner knapp.
Unter dem Gebrüll der sich prügelnden Männer und dem Gezeter des Äffchens hörte niemand das leise Kratzen von Dornen auf Holz. Zähe Ranken glitten über raue Borke nach unten, grüne Mäuler fielen zu Boden. Vor den unsichtbaren Augen der Pflanze loderte das Lagerfeuer noch heller als die Sonne – es war das erste, was diese Augen überhaupt je erblicken durften. Verwirrt wanden sich die Mäuler auf dem Grund, gruben sich in die Erde, warfen sich in die Luft, erhoben und senkten sich. Wie ein verendendes Tier zuckten die einzelnen Glieder umher, bis scharlachrote Tropfen in einem der Mäuler landeten. Das Blut, dessen eisenartiges Aroma sich auf den neuen Geschmacksknospen der Pflanze entfaltete, stammte vom zweiten Mann, der sich an die verletzte Nase fasste – ein Schlag des anderen hatte sie gebrochen. Der Geschmack nach Blut förderte einen urtümlichen Trieb in der Pflanze zu Tage, und schlagartig verspürte sie einen alles verzehrenden Hunger. Als im nächsten Moment der Mann mit der gebrochenen Nase in Folge eines Kinnhakens des anderen zu Boden stürzte, fiel die Piranhaia über ihn her: Mit schnappenden Mäulern biss sie nach dem Gestürzten, der noch immer bei Bewusstsein war. Als dieser sich aufrappeln wollte gruben sich scharfe Zähne in seine linke Schulter und den rechten Fuß. Der Mann stürzte erneut auf den Rücken. Während ein weiteres Maul sich über die gebrochene Nase und die Augen hermachte und mit fordernder Zunge seinen ätzenden Speichel überall verteilte, schnappten die übrigen zwei nach einem blank liegenden Handgelenk und dem Hals. Schnell waren die wichtigsten Adern des menschlichen Körpers entdeckt und aufgerissen.
Der erste, der mit großen Augen zitternd dabei zusah, wie ein grünes Monster seinen einstigen Kumpan zerfleischte, nahm erst jetzt ein paar zaghafte Schritte zurück. Dann, ruckartig, drehte er sich um und begann mit seiner Flucht. Das neugeborene Wesen sah dies, ließ von seinem toten Opfer ab und hetzte mit einem Sprung dem Mann nach. Immer wieder verhedderten sich dabei seine Ranken und es fiel zu Boden, doch auch sein Opfer hatte Probleme: Immer wieder hinderten den Mann Büsche und Wurzeln an einem schnellen Rückweg. Als er sich umdrehte, um sich seines Vorsprungs vor dem Monster zu versichern, knallte sein Haupt gegen einen dicken, tief hängenden Ast. Der Mann fiel nach hinten, die Welt schwankte vor seinen Augen, doch im nächsten Moment wurde sein Blick bereits von geifernden Mäulern verschlungen.
Am nächsten Morgen blickte die Pflanze mit leerem Blick den Stamm der Tanne empor, die viele Jahre für sie Schild und Stütze gewesen war. Während hinter ihr Fliegen über abgenagten Knochen schwirrten hatte die karnivore Pflanze nur Augen für ein kleines Fellbündel, das sich schlummernd von den Strapazen des Tages erholte. Vorsichtig begann die Piranhaia, ihr Zuhause zu erklettern…

III ~ Diabolus | Teufel
In den Wochen, die auf jene opferreiche Nacht folgten, begannen sich die Fähigkeiten jener Pflanze, der das Schicksal den Verzehr einer der mystischen Früchte des Teufels aufgebürdet hat, erst langsam zu entwickeln. Mithilfe der Hito-Hito no Mi, der Frucht, die sie in jener Nacht angefangen hatte zu verdauen, errang die später als Livy bekannte Pflanze nicht nur die Kontrolle über die fünf menschlichen Sinne, ihr wurde zudem ein echtes, menschliches Bewusstsein zuteil. Sich dessen gewahr zu werden kostete jedoch seine Zeit: Genauso wie ein Kind gehen und sprechen lernen musste, genauso oblag es der Pflanze, ihre Fähigkeiten zu trainieren. Die wilde Nutzung der eigenen Sinne und Instinkte, der sich die Piranhaia in ihrer ersten Nacht als denkendes Geschöpf bedient hatte, wich recht schnell seichten Denkstrukturen, die mit jedem Tag tiefer wurden. Die erste Hürde, die Livy nahm, stellte hierbei die Bewegung des eigenen Körpers dar: Durch ständiges Testen, durch Fehler und Erfolge, erarbeitete sich die Pflanze einen wackeligen Gang, mit dem sich bereits zielgerichtet die Wälder durchstreifen konnte. Mit dieser Möglichkeit begann sie, sich immer weiter von ihrem ursprünglichen Geburtsort – dem kleinen Platz unter der Tanne – zu entfernen und die Umgebung zu erkunden. Das Erkennen des eigenen Spiegelbilds war etwas, zu dem Livy recht schnell in der Lage war; er wusste, dass er es war, der sich dort auf der Oberfläche eines ruhigen Teichs selbst betrachtete. Mit der Zeit wurden seine einzelnen Gedanken für das Wesen immer greifbarer, es wanderte umher, betrachtete und beobachtete, schmiedete manchmal sogar simple Pläne, um Beute zu erlegen, und ging später regelmäßig und ganz gezielt auf die Jagd. Seine Angriffe waren stets von Erfolg gekrönt, denn auch wenn ihm eine Beute entwischte, so war das Geschöpf namens Livy dennoch in der Lage, aus gemachten Fehlern zu lernen – und es lernte schnell, denn dank der Mensch-Mensch-Frucht verfügte es über eine unglaublich rasche Auffassungsgabe.
Und dennoch: Im riesigen Wald von Burnsdale gab es so manches Geschöpf, dass es mit der lebendigen Pflanze leicht aufnehmen konnte. Neben Insekten, kleinen Säugetieren und Fischen, mit denen Livy nur selten Probleme hatte, gab es große Tiere wie Wildschweine, Hirsche oder sogar Raubkatzen, die wie er um ihr Überleben kämpfen mussten. So kam es schließlich, dass im zweiten Monat des 10. Lebensjahres eine weitere Entwicklung eintrat, die das grüne Lebewesen erschütterte. In einem Kampf mit einem schweren Keiler, der das Hauptmaul mit seinen mächtigen Hufen zu zertrampeln drohte, verdickte sich die stramme Hauptranke auf einmal. Im selben Moment wuchs das bedrohte Maul auf eine ungeahnte Größe heran, die weiße Narbe verformte sich, und bereits im nächsten Moment lag der Körper des Keilers von vier sich windenden Ranken gefesselt am Boden. Ohne zu zögern versetzte die veränderte Pflanze dem Tier den Todesstoß. Nach einem ausgiebigen Mal kehrte das Pflanzenwesen einer Eingebung folgend zu dem kleinen Teich zurück, in dem es sich hatte betrachten können, doch dieses Mal sah es nicht eine ganz normale Piranhaia. Stattdessen blickte es einer seltsamen Gestalt, halb Pflanze, halb Mensch, in die Augen. Fasziniert betrachtete es sich und erkundete die Gemeinsamkeiten, die es plötzlich mit den drei Wesen teilte, die sein erstes Mahl dargestellt hatten. Doch was bedeutete das? Was war es? Eine Pflanze, ein Mensch, oder… etwas völlig anderes?
Diese Frage nach dem eigenen Wesen verfolgte das neue Geschöpf die nächsten Monate. Das letzte Jahr war eine Zeit des Staunens und des Lernens gewesen, doch hinterfragt hatte es das Erlebte noch niemals. Doch war es nicht an der Zeit, Fragen zu stellen, sich selbst zu entdecken? Ein Jahr hatte es damit verschwendet, als lebendige Pflanze ziellos durch die Wälder zu streifen, bis es eine Art zweites Ich entdeckte. Wie viele solcher Spiegelbilder verbargen sich noch in seinem Inneren? Und wie konnte es sie finden? Auf der Suche nach Antworten durchwanderte das Geschöpf den Wald, stets darauf bedacht, nicht zurück, sondern nur nach vorn zu sehen und zu gehen. Irgendwo dort draußen würde er lernen können.
Eine Woche vor seinem 10. Geburtstag erblickten die Augen des Wesens dunklen Rauch am Himmel. Die Farbe kräuselte sich genauso in den Himmel, wie es damals bei dem flackernden Lagerfeuer der Fremden gewesen ist. Mit der Hoffnung, auf Flammen – und damit auf Menschen – zu stoßen, eilte die Pflanze weiter.

IV ~ Profectio | Aufbruch
Die große Insel Burnsdale war schon seit den Anfängen der Geschichtsschreibung von dichtem Wald bewachsen. Für Menschen, die dort anlegten, war es stets schwer, sich im dichten Gehölz zurechtzufinden oder gar niederzulassen. Dies bemerkte auch das heute allgegenwärtige Burnsdale-Unternehmen, das über die Insel herrscht. Statt sich auf dem grünen Eiland niederzulassen errichteten die Holzfäller ihre Fabrik au