Angenommene Bewerbungen » Kian Kai

Charakterblatt[/size]

Persönliche Fakten

Vorname: Kian
Nachname: Kai (eigtl. Kaiyori)
Alias: Seine im wahrsten Sinne mörderischen Waffengeschäfte brachten ihm rasch den Beinamen Killing Kai bzw. Kill Kai ein (Koroshi no Kai), während sein anderer Spitzname, Nyan-Kai, nur in lockerer Atmosphäre unter Geschäftspartnern gebraucht wird. Geschuldet ist er Kais geschlitzten Augen, seiner merkwürdigen Art, jede Art von Alkohol wie Sake aus kleinen Schüsseln zu trinken bzw. ihn zuvor durch neugieriges Schlappern zu probieren, sowie seiner persönlichen Art, zu lachen: „Ni-hahaha!“

Geburtstag: 23. August
Alter: 23 Jahre
Größe: 185cm
Gewicht: 69kg

Geburtsozean: South Blue
Geburtsinsel: Matsu-Atoll
Geburtsort: Honmatsuri

Augenfarbe: Himmelblau
Haarfarbe: Silber


Charakterliches

Erscheinung: Trifft man Kai zum ersten Mal, mag man sich zunächst einem Geist gegenübersehen. Weiße Kleidung über einem dürren Körper, der von einem scharfkantigen Gesicht mit bleichem Haar gekrönt wird… doch normalerweise lächeln Geister doch nicht, sondern heulen kläglich, richtig? Richtig. Dementsprechend kann man Kai vor allem an seinem ständigen Lächeln als Menschen entlarven, das in den seltensten Fällen zerbricht – wenn es einmal soweit ist, dann ist Vorsicht geboten. Noch gefährlicher wird es in Kais Umgebung nur, wenn sich die sonst zu Schlitzen verzogenen Augen öffnen und mit einer klaren Himmelfarbe strahlen. Im Allgemeinen ist der langjährige Händler jedoch ein heiterer Zeitgenosse, der sich zwar gern reden zu hören scheint, aber auch scheinbar echte Neugier an anderen zu zeigen in der Lage ist. Seine melodische Stimme und ausschweifenden Gesten wiegen dabei im Gespräch die vermeintlich einseitige Mimik, namentlich das ständige Lächeln, mehr als auf. Doch Achtung: Hinter der freundlichen, offenen Fassade steckt ein eisiges Innenleben, das der kalten Augenfarbe des jungen Mannes alle Ehre macht. Drohungen, scheinbar im Witz ausgesprochen, können genauso todernst gemeint sein wie vermeintlich rhetorische Fragen, deren Nichtbeantwortung gravierende Konsequenzen nach sich ziehen kann. Besonders, wenn es um Fragen der Effizienz und des Geschäfts geht, hört für Kai schnell der Spaß auf – doch wenn sich die ersten sichtbaren Zeichen hiervon bemerkbar machen, ist es meistens schon viel, viel zu spät…

Wesen: Eigentlich ist Kai ein überraschend heiterer, unbeschwerter Zeitgenosse, der durchaus Spaß versteht und selbst dann ein Lächeln auf den Lippen hat, wenn er anderen droht. Manchmal mutet er in seiner Planerei und Horterei wie ein Kind an, was insofern kein Wunder ist, als Kai seine eigentliche Kindheit kaum ausleben konnte, und sich auch deshalb nun mit so vielen „Spielzeugen“ wie möglich umgibt. So ist der talentierte Händler auch ausgesprochen neugierig, wandert gern einmal ziellos umher, nur um sich zu verirren oder erschöpft am Straßenrand zusammenzubrechen, und ist ein notorischer Gierschlund, der den Hals nicht voll bekommen kann, auch wenn er eigentlich nichts zu tun scheint, was einen entsprechenden Appetit rechtfertigen würde. Mit diesem vergleichsweise sympathischen Wesen ist es kein Wunder, dass es Kai leicht fällt, seine Geschäfte durchzuziehen, ohne Misstrauen zu wecken.
Das Stichwort “Geschäfte” ist allerdings genau das richtige, um auf Kais eigentliches Wesen zu sprechen zu kommen: Das purer Gier. Kai möchte alles – weniger um es zu benutzen, damit anzugeben oder sonst etwas damit zu machen. Allein der Besitz von Objekten macht für ihn den Reiz aus, besonders dann, wenn er auf bemerkenswerte Art und Weise an den entsprechenden Gegenstand gekommen ist. Kai zeigt dahingehend ein außergewöhnliches Gedächtnis, was die Erinnerungen an seine bisherigen Unternehmungen angeht. Um zu bekommen, was er möchte, greift er weiterhin zu allen möglichen Mitteln – er kennt weder Ehre, noch Scham oder Skrupel, wenn ein Objekt auf dem Spiel steht, das er unbedingt haben möchte. Natürlich heißt das nicht, dass er ohne Grund alles tun würde, was er kann; Effizienz (manche nennen es Geiz) steht auf Kais Liste direkt an zweiter Stelle hinter Gier. Auch ist Kai nicht ausschließlich gierig nach konkreten, physischen Objekten: Reines Geld, Erfahrungen, Wissen und Personen können genauso Opfer seiner überzogenen Ambitionen werden. Auch wenn sich Kai kaum als ein solcher sieht (genauso wenig wie die meisten Händler, auf die dies zutrifft), so verkörpert er mit dieser Einstellung doch alles, was einen waschechten Piraten ausmacht: Getrieben vom Wunsch nach allem, was sie kriegen können, lassen sie jede Moral außen vor und verfolgen ruhe- und ruchlos ihr Ziel, bis sie es wortwörtlich in ihren Händen halten.
Kai mag insofern ziemlich unmenschlich wirken, allerdings ist er hierin nur genau das, was sein Elternhaus, genauer sein Vater aus ihm gemacht hat. Als Thronerbe einer Reederei und Handelsgesellschaft aufgewachsen hatte der Junge niemals eine echte Kindheit, sondern ist mit dem Gedankengut aufgewachsen, dass Gier als Synonym für Ambition generell gut ist, funktioniert, und den einzigen Unterschied zwischen dem Menschen und gewöhnlichen Tieren ausmacht. Die fehlende Zuneigung seiner Eltern jedoch, sowie die Rivalität seinem Bruder gegenüber steigerten seine kindliche Gier nach und nach immer weiter, bis der Jugendliche nichts mehr anderes kannte. Nach einigen herben Rückschlägen hat Kai zwar gelernt, dass Scheitern zum Leben genauso dazugehört wie der Genuss der Objekte, die man seiner Gier zu verdanken hat, doch noch immer kann er ziemlich extrem reagieren, wenn seine Geschäfte einmal nicht wie geplant laufen, oder jemand ein verschwenderisches Verhalten an den Tag legt. In gewisser Weise zeugt vor allem Letzteres von einer Wertschätzung auch der allerkleinsten Dinge, die fast bewundernswert ist, wäre da nicht der angesprochene, äußerst skrupellose Aspekt von Kais Charakter.


Neigungen: Wie an Kais Wesen ziemlich leicht abzulesen ist, hat der gute Händler vor allem eines gerne: Besitz. Ob es sich dabei um Geld handelt, Wertgegenstände, Menschen oder Erfahrungen ist eigentlich völlig egal, solange er zu einem angemessen Preis in deren Besitz kommt. Die Suche nach immer neuen Besitztümern, sowie das stete Heranpirschen an die Beute und die taktische, wohlüberlegte Inbesitznahme stellt hierbei Kais absolutes Lieblingsspiel dar, mit dem sich der junge Mann Tag und Nacht beschäftigen könnte. Doch nicht nur das Besitzen von Dingen ist ihm wichtig, sondern auch der Genuss seiner Besitztümer – ein Punkt, in dem er sich deutlich von seinem früheren Ich unterscheidet. Während es Kai früher wirklich ausschließlich darum, Dinge sein Eigen nennen zu können, ist es ihm heutzutage genauso wichtig, Wertgegenstände zu benutzen oder sich mit seinen Leuten zu umgeben, sofern sein Besitz dadurch nicht gefährdet wird. Andererseits verlieren seiner Meinung nach selbst teure Nutzgegenstände wie goldene Becher einen Großteil an Wert, wenn man ihren eigentlichen Zweck – aus ihnen zu trinken – vernachlässigt. Und das kann ein echter Mann von Wert, äh, Welt natürlich nicht zulassen.
So weit, so gut – Kai möchte Dinge besitzen und diesen Besitz genießen. Das umfasst jedoch mehr, als es zunächst den Anschein hat (nein, er sitzt nicht nur tagein, tagaus auf einem Stein und streichelt einen Goldring!): Kai erlebt für sein Leben gern Abenteuer, die ihm neue Erfahrungen ermöglichen, und wandert deshalb auch gern mal ziellos durch die Gegend, um neue Ecken auszukundschaften und so seinen Erfahrungsschatz zu vergrößern. Er ist zudem ein leidenschaftlicher Esser, der an vielerlei Nahrung Gefallen findet, billig wie teuer, zünftig wie exotisch, solange die Zutaten mit Bedacht gewählt sind und nicht scheinbar nutzlos in einer laschen Brühe schwimmen. Er kann sich genauso für Kunst und Sport begeistern, solange es um die Erfolge herausragender und damit besonders seltener und wertvoller Talente geht. Ebenso liest Kai gerne, wobei er praktisch alles vertilgt, was man ihm vor die Nase hält, er schreibt gern selbst (vor allem Listen, die seinen Besitz und seine Geschäfte dokumentieren), und zuletzt tüftelt er auch gerne und versucht immer mal wieder, die technischen Lektionen seiner Ex-Partnerin Lyn einem guten Nutzen zuzuführen. Dabei wirkt der Händler nicht selten wie ein neugieriges Kind, das Mamis Lieblingskugelschreiber zwar auseinanderbekommt, aber nicht unbedingt wieder zusammenzusetzen vermag – zumindest nicht ohne dass sich der Stift dabei in eine Waffe verwandelt…

Abneigungen: Kai HASST Verschwendung, egal in welcher Form. Zeitverschwendung, Geldverschwendung, egal um was geht: Wenn die Regeln von Logik und Effizienz missachtet werden, dann ist der Händler… „verstimmt“. Die Gründe hierfür ergeben sich Kais Geschichte und Persönlichkeit, dennoch soll an dieser Stelle kurz ausgeführt werden, wie weit dieser Hass gegenüber Verschwendung geht. Denn auch, wenn Kai eigentlich immer ein strahlendes Lächeln zur Schau stellt und nach außen hin ruhig und gefasst wirkt, führt er eine mentale Bilanzliste über die Effizienz seiner gesamten Umgebung, immer auf der Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten oder Anzeichen dafür, dass jemand den eigenen Besitz nicht zu schätzen weiß und besser von ihm befreit werden sollte. In der Bestrafung solcherlei Verschwendung kann der junge Händler weiterhin durchaus skrupellos wirken, ja sogar seinerseits verschwenderisch, wenn man die Zeit und Mühe betrachtet, die er in seine Lehrstunden investiert. Kai sieht beides allerdings als wertvolle Investition in die Zukunft: Jede gescholtene Ineffizienz trägt unzählige, deutlich wertvollere Früchte; jede Nachsicht dagegen öffnet weiteren Verfehlungen Tür und Tor. Die wirkliche Verschwendung wäre es doch also, die Leute nicht auf ihre Fehler aufmerksam zu machen, richtig?
Doch nun gut, Kai hasst also Verschwendung. Aber gibt es nicht noch etwas, dass ihm nicht so liegt? Nun, wenig, um ehrlich zu sein, da einerseits sein Hass gegenüber bereits Genanntem ziemlich viel Zeit in Anspruch nimmt, und Kai auf der anderen Seite eigentlich ein ziemlich toleranter und ausgeglichener Mensch ist. Ein paar kleine Abneigungen gibt es allerdings dann doch, zum Beispiel die Missgunst seinem kleinen Bruder gegenüber, auch wenn dieser nie wirklich etwas verschwendet hat, sondern sich bei Kai eher während der Kindheit, sagen wir unbeliebt gemacht hat, was der große Bruder dem kleinen bis heute nicht so recht verziehen hat. Gleichsam findet es Kai nicht ganz so lustig, um seinen Besitz erleichtert zu werden, auch wenn er im Laufe der letzten Jahre deutlich besser damit umzugehen gelernt hat. Wenn er etwas verliert, so sucht er die Schuld nämlich maßgebend bei sich, und nicht bei dem, der es ihm genommen hat – Gier ist immerhin die natürlichste und irgendwo auch beste Eigenschaft eines jeden Menschen. Trotzdem missfällt es dem Händler natürlich, wenn ihm sein Besitz entrissen, oder ihm bspw. Durch Beleidigungen ein Stück seiner Würde geraubt wird. Solche Vergehen landen auf bereits erwähnter mentaler Bilanzliste als schwere Verfehlung und resultieren meist einer besonders aufmerksamen Untersuchungen der Verschwendungen des jeweiligen Subjekts, inklusive der Frage nach etwaiger Bestrafung.

Stärken: Kai ist ein intelligenter, willensstarker Kerl, der trotz mangelnden Glaubens an höhere Ideale dank seiner Gier etwas hat, dass ihn vorantriebt und immer wieder weitermachen lässt. Sein kindisch-sturer Wunsch nach immer mehr lässt ihn leicht über Grenzen der Scham, der Ehre oder der Moral hinaustreten, um mithilfe von Mitteln, an die andere nicht einmal im Traum denken, ein einmal gefasstes Ziel bis zum Ende zu verfolgen und schließlich zu erreichen. Dabei kann der junge Mann auf die Bildung eines Ex-Händlersohns genauso wie auf die Erfahrung eines Piraten zurückgreifen, zudem auf eine in Jahren des Handels geschärfte Kreativität und gespitzte Zunge, mit denen er selbst einem Eskimo einen Kühlschrank zu verkaufen in der Lage wäre. All dies wird von einer Seelenruhe im Gleichgewicht gehalten, um die Kai selbst ein paar Mönche sicherlich beneiden würden: So ist Kai im Grunde der festen Meinung, dass die Welt so, wie sie ist, gut ist und vor allem funktioniert. Sicher, sie ist nicht völlig in Ordnung, aber sie verfügt zumindest über das Potential, es eines Tages zu sein (lies: wenn erst einmal alle Besitztümer des Planeten Kai gehören, er es seinem Vater noch ein oder zwei Mal heimgezahlt hat, sich ein paar unliebsame Ex-Geschäftspartner ins Jenseits verabschiedet haben... das Übliche eben). Der Glaube hieran sowie an die eigenen Fähigkeiten verschafft Kai auch in Extremsituationen einen kühlen Kopf und klaren Blick.
Auch ganz allgemein ist Kai ein ruhiger und toleranter Zeitgenosse, zumindest nach außen hin, was es ihm ermöglicht sich schnell den meisten Menschengruppen anzupassen. Dabei wird er auch von einer ausgesprochenen Menschenkenntnis unterstützt, die in gewisser Weise seinem guten Auge für den Wert einer Ware gleicht: Egal, ob es sich um ein Objekt oder ein Lebewesen handelt, Kai vermag ihn, sie oder es in kurzer Zeit ziemlich präzise einzuschätzen, um anschließend entsprechende Konsequenzen zu ziehen und so Gegebenheiten seinem Willen anzupassen. Die Bezeichnung „Puppenspieler“ würde womöglich zu weit gehen, aber wenn die Gesamtsituation stimmt, ist Kai durchaus in der Lage das, was er möchte, auch ohne Kampf oder sonstiges großes Aufsehen zu erringen.
Zu den sonstigen Stärken des Händlers gehören eine rasche Auffassungsgabe, eine ruhige Hand, eine fast perfekte Sicht, eine solide Resistenz gegenüber den üblichen Krankheiten, sowie ein solider Magen für ungewöhnliches/scharfes Essen und Alkohol.

Schwächen: Bei all seiner Intelligenz und Vorsicht ist Kai hin und wieder noch ein wenig unreif, was sich in einer relativen Lockerheit eigentlich ernsthaften Themen gegenüber zeigt. So denkt Kai beispielsweise selten darüber nach, dass er in absehbarer Zeit wirklich sterben könnte, ganz so wie ein Kind daran fast niemals denkt. Auch kann er durchaus einmal die Orientierung verlieren, wenn er wieder einmal blind vor Gier auf neue Erfahrungen in ihm unbekannte Winkel einer fremden Stadt hastet. Diese Schwäche steht eng mit dem großen Gegenspieler seiner Motivation Gier im Bunde, einer Art kindlichem Hochmut, die ihn sich selbst trotz aller negativen Erfahrungen mit den Bounty-Piraten in einem ziemlich findigen Licht sehen lässt, das ihn deutlich vom ungebildeten Pöbel abhebt. Anders lässt sich ja auch schwer erklären, dass Kai immer besser zu wissen glaubt, wie die Menschen in seiner Umgebung ihren Besitz wertzuschätzen haben.
Zudem ist Kai trotz seines Lächelns ein ziemlich gefühlsloser Zeitgenosse, was einerseits im einen oder anderen Augenblick eine Stärke sein kann, andererseits sein Leben aber auch vergleichsweise arm erscheinen lässt. So glaubt Kai an kaum ein Ideal oder einen höheren Wert: Ehre ist ein alberner Begriff für Krieger, die für ziemlich wenig ihr Leben aufs Spiel setzen. Moral ist die Erfindung armer Schlucker, die um ihren Besitz fürchten, weil sie ihn nicht selbst verteidigen können. Und Liebe ist einfach nur eine merkwürdige Körperfunktion, die von Holzköpfen falsch interpretiert wird. Sicher fühlt man sich in Begleitung einer hübschen Person gut, doch zu glauben, dass eine lange gemeinsame Zeit zwei Menschen auf magische Weise schicksalhaft miteinander vereint ist ein kindischer Traum. Dementsprechend kann Kai aus diesen Inspirationen auch keine Kraft schöpfen, wie es all die Helden in den Märchen vermögen, was ihm eines Tages im Kampf gegen einen ehrbaren Mann (/oder eine ehrbare Frau) durchaus in Schwierigkeiten bringen könnte.
Weniger verheerende Schwächen des jungen Händlers umfassen ein kaum ausgeprägtes musikalisches Talent (Stichwort: Katzenmusik), inklusive zwei linker Füße wenn es um das Befolgen der Musik eines anderen geht, eher unterdurchschnittlich stabile Knochen (zwei Brüche pro Jahr sind Minimum), ein nicht gerade perfektes Gehör, eine leichte Schwäche gegenüber Temperaturen (auch wenn der gute Mann sich nicht schnell erkältet, zittert er früher als andere und fängt sich schnell einen Sonnenbrand), sowie ein mehr als grauer Daumen (jede Pflanze in seinem Zimmer war aus Plastik).

Motivation: Wie schon erwähnt ist Kais Antrieb, stets sein Bestes zu geben, eine schier grenzenlose Gier, die ihn zu immer größeren Geschäften und absurderen Untaten treibt. Alles zu besitzen, was er kann, und im Besitz dieser Dinge zu schwelgen ist für Kai ein, wie er selbst leider weiß, unerreichbarer Traum, da er niemals wirklich alles besitzen können wird. Andererseits schadet es ja nicht, es zu probieren, oder? Im besten Fall endet er mit einer Menge Ramsch um sein Totenbett, im schlimmsten stirbt er beim Kampf um etwas, das sein Herz sich sehnlich wünschte.


Soziales

Familie:

Vater: Marco Kaiyori (56)
Der Vater des jungen Kian ist der Typ Händler, mit dem man sich nur dann einlässt, wenn man unbedingt muss – und selbst dann fühlt man sich bei jedem Geschäft so, als würde man mit dem Teufel paktieren. Wieso? Nun, außer, dass Marco neben seinem Profit praktisch nichts anderes kennt und „Moral“ für ihn ein Fremdwort ist, liebt der alternde Herr es außerdem, andere zu demütigen und ihnen mit seinem Reichtum vor der Nase zu wedeln. Geschäfte zieht er entsprechend kaltblütig durch, wobei er nicht auf die Interessen irgendwelcher Dritter achtet. Das zum Verkauf stehende Viertel beherbergt vor allem Mittelschichtler, die sich ihr Heim nach der anstehenden Renovierung nicht mehr leisten könnten? Spitze, schon mehr Platz für zahlende Kundschaft! Sollen diese minderbemittelten Bettler doch in der Gosse ihren Hungerlohn ausgeben.
Es ist damit fast unnötig zu sagen, dass Marco nicht wirklich ein Familienmensch zu nennen ist. Als Sohn eines ähnlich skrupellosen Händlers und einer blonden Schönheit, die Marcos Vater nur wegen seinem goldenen… Herzen geheiratet hat, hatte der gute Mann zwar keine guten Vorbilder, doch das macht die Sache nicht besser. So hat Marco seine deutlich jüngere Ehefrau lediglich aus geschäftlichen Gründen geehelicht, nachdem ihre Familie an Einfluss zugenommen hatte und damit den Erfolg seiner eigenen Geschäfte immer mehr bedroht hatte. Vor und nach der offiziellen Eheschließung hatten die beiden jedoch kaum etwas miteinander zu tun, abgesehen davon, dass sie im selben Haus wohnten und Marco ab und an bei Dove vorbeikam, um das Projekt Thronerbe in Angriff zu nehmen. Letzteres war ja dann auch irgendwann erfolgreich, und überraschenderweise zeigte Marco ob der Geburt seines Sohnes so etwas wie Vatergefühle – er wurde weicher. Diese Änderung hielt jedoch nicht lange, da seine Frau ihm ziemlich in die Erziehung des kleinen reinzureden versuchte; Besserung kam erst, als Marcos zweiter Sohne Vidal geboren wurde. Das kleine Genie ließ den Händler dauerhaft erweichen, auch wenn es nicht genügte, um ihm das Lösegeld für seinen Erstgeborenen aus dem Kreuz zu leiern. Aber hey, dafür hatte man ja zwei Kinder, nicht wahr?
Heutzutage ist Marco noch immer ein harter Geschäftsmann, auch wenn alte Bekanntschaften behaupten, er hätte einen Teil seiner Härte verloren. Zwar ist er noch immer kein Heiliger, er verzichtet aber zunehmend auf bedenkliche Geschäfte, allein weil sein Vermögen bereits so beträchtlich ist, dass er sich gut darauf ausruhen könnte. Zudem geht er ungewohnt liebevoll mit seiner Frau Dove und Vidal um, den er zwar zu seinem Nachfolger erzieht, dem er aber auch recht viel Freiheiten lässt, da der Junge von sich aus lernen möchte, brav ist und mit seinem Talent noch erfolgreicher zu werden scheint, als sein Vater es jemals war. Derart für die Zukunft gewappnet ist es kein Wunder, dass Marco dem Schicksal ruhig ins Auge blickt, während andere Männer wohl noch immer an der Verdammung ihres Erstgeborenen zu nagen hätten.

Mutter: Dove Kaiyori (41)
Mütterchen Kai ist in der Theorie alles, was man sich von einer Mutter wünschen kann: Geduldig, liebevoll, friedlich, hübsch und gebildet. Das Problem ist nur, dass Dove all diese Fähigkeiten niemals auf ihren Erstgeborenen verwenden konnte, da dieser von Marco ungewöhnlich früh der Obhut verschiedener bezahlter Experten auslieferte, und damit der Mutter regelrecht ihr Kind wegnahm. Kein Wunder also, dass die junge Dame sich umso mehr um ihren zweiten Sohn, Vidal, kümmerte, was jedoch leider unvorhersehbare Folgen für Kais Psyche hatte…
Doch zurück zum eigentlichen Thema, Dove Kaiyori. Als Tochter eines aufstrebenden Ressourcenhändlers ist sie ziemlich behütet aufgewachsen, doch im Gegensatz zu ihr selbst vermochte sich ihre Mutter gegen den strengen Vater durchzusetzen. Dove hatte somit eine echte Kindheit und wurde nur selten unter Erfolgsdruck gesetzt, was ihr umso besser ermöglichte, sich zu einer wohlerzogenen jungen Dame zu entwickeln. Gegen die Entscheidung ihres Vaters jedoch, Dove gegen eine beträchtliche Mitgift an Marco, einen Konkurrenten des familieneigenen Gewerbes, zwangszuverheiraten, konnte selbst ihre sturköpfige Mutter nichts ändern. Trotz des beträchtlichen Altersunterschieds kam es also dazu, dass Dove zu einer Art Bonus bei der Übernahme der Familiengeschäfte durch die Kaiyoris wurde, ohne ein wirkliches Mitspracherecht zu haben. Diese Schicksalswendung traf die Frau natürlich extrem hart, und bis zur Geburt ihres ersten Sohnes betrachtete sie ihren Mann als nichts anderes als einen skrupellosen, kaltherzigen Sklaventreiber. Erst mit Kais Ankunft auf dieser Welt schien Marco eine menschliche Seite zu zeigen, die sich doch schnell wieder verflüchtigte, als er sich um die Zukunft seines Sohnes zu kümmern begann. Die für die Frau so erneut beinah unerträgliche Ehe wurde seitdem zwar von einigen liebevollen Lichtblicken erhellt, doch erst mit der Geburt ihres zweiten Sohnes besserte sich das Verhältnis zwischen Dove und Marco dauerhaft. Endlich hatte die Dame ein Kind „für sich“, an das ihr Mann keine überzogenen Anforderungen stellte, da er ja „nur“ der Zweitgeborene war. Auf der anderen Seite verfügte Vidal mit seinem außergewöhnlichen Geist über genau das, was sich Marco für seinen Nachfolger immer gewünscht hatte. Wie sich Dove heute sogar eingesteht, missachtete sie ihren Sohn dadurch in einem Maß, das ein Kind unweigerlich verletzen musste. Entsprechend geschockt und am Bode zerstört war die Dame, als Kai von Piraten entführt und vermeintlich getötet worden war; zwar hoffte sie länger als ihr Ehemann auf eine Rückkehr ihres Kindes, doch anders als Vidal konnte sie nicht bis heute an dieser Hoffnung festhalten.
Dementsprechend konzentriert sich Dove heute ausschließlich auf ihr zunehmend besseres Verhältnis mit Marco, sowie auf die gemeinsame Zeit mit Vidal. Sie sieht es als ihre Pflicht, anders als bei Kai ihrem Ehemann Einhalt zu gebieten, wenn dieser an den neuen Erben der Geschäfte zu hohe Ansprüche stellte, und überraschenderweise hört ihr Mann nun auch öfter auf sie. Ob dies allerdings wirklich daran liegt, das Kais Verschwinden seine Mutter eine größere Durchsetzungskraft verliehen hat, oder Marco Vidal eher in Ruhe lässt, weil dieser sich auch ohne großes Zutun prächtig entwickelt, lässt sich schwer sagen.

Bruder: Vidal Kaiyori (16)
Kais kleiner Bruder ist eigentlich ein ziemlich angenehmer Zeitgenosse. Er ist freundlich, aufmerksam, und kennt ganz anders als sein Vater die Bedeutung des Wortes „Moral“. Insofern mag man sich fragen, wie Vidal in die Familie Kaiyori passt; Fakt ist nur, dass sie ihn dringend gebraucht hat.
Vidal ist prinzipiell der Kleber, der Marco und seine Frau zusammenhält, welche eigentlich nur eine Zweckehe führen. Zwar vermochte auch Kai in jungen Jahren, das Ehepaar zusammenzuschweißen, doch die Diskussionen der Angetrauten bezüglich Kais Erziehung machten diesen positiven Einfluss schnell zunichte. An Vidal auf der anderen Seite wurden von Anfang an niedrigere Anforderungen gestellt, was zunächst seiner Mutter endlich die Möglichkeit verschaffte, auch wirklich eine Mutter zu sein, und sein Kind pro Tag nicht immer nur wenige Minuten sehen zu dürfen. Vidals Vater auf der anderen Seite wurde und wird vom natürlichen Genie des Kleinen beeindruckt, und alle Ziele, die Marco seinem Sohn auch setzt, scheint dieses wie durch Zauberei erfüllen zu können.
Bleibt eigentlich nur noch die Frage, wie Kai und Vidal sich verstehen. Die Kurzfassung: Schlecht. Zwar bemühte sich Vidal immer um die Anerkennung seines Bruders, respektierte ihn, sah zu ihm auf und bettelte seinen Vater um die Rettung des älteren Kaiyori an, als dieser entführt worden war, doch Kai ist all dies ziemlich egal. Für ihn ist Vidal noch immer das kleine Nesthäkchen, das ihm die Aufmerksamkeit seiner Eltern geraubt hat, das Talent, dem alles so furchtbar leicht fällt, und der eigentliche Thronerbe der Kaiyoris, der Kais Existenz letztlich unnötig macht. Heutzutage sieht Kai dieses Bild, welches sich in seienr Kindheit gebildet hat, zwar mit etwas Abstand und der Weisheit eines 22jährigen, der schon einige Jahre von Zuhause fort lebt, deswegen hat er aber noch lange nicht Lust darauf, seinen kleinen Bruder oder irgendein anderes Familienmitglied wiederzusehen. Vidal dagegen plant schon einige Zeit, einen Teil der Gewinne seiner momentan laufenden Geschäfte dafür aufzuwenden, seinen großen Bruder ausfindig zu machen – anders als der Rest der Familie glaubt Vidal nämlich noch immer, dass Kai nicht von Piraten ermordet wurde, sondern irgendeinen Weg gefunden hat, zu überleben.

Bekanntschaften:

Pirat: Tsai P. Kong (49, verstorben)
Das übliche Bild, das die Leute von Piraten haben, besteht zumeist in einem brutalen, muskelbepackten Kerl, der für Geld alles tut, raubt, mordet und brandschatzt, und eine seltsame Vorliebe für bunte Vögel und Holzgliedmaßen hegt. Nun, alles bis auf den letzten Teil trifft ziemlich gut die Person Tsai Kongs. Als Waise in den Slums irgendeiner Stadt aufgewachsen, schnitt er im Alter von sieben Jahren dem falschen Typen seine Geldbörse vom Gürtel. Der Pirat, den er bestehlen wollte verprügelte den Jungen zwar nach allen Regeln der Kunst, erkannte aber gleichzeitig auch das gierig wütende Flackern in Tsais Augen. So in die erste von vielen Piratencrews gelangt, machte sich Tsai erst im Alter von 23 Jahren selbstständig, das allerdings ziemlich erfolgreich. Seine ausgiebige Erfahrung und sein skrupelloses Vorgehen verschafften ihm nicht nur etliche Männer, die sich im verschrieben, sondern auch entsprechenden Erfolg – zumindest für die Verhältnisse eines Straßenkindes. Zu einem Kopfgeld reichte es Tsai nämlich nie, doch kam es dem Mann darauf auch nie an: Nur Geld war es, das er wollte, nicht Ruhm in Form seines Konterfeis in irgendeiner Zeitung.
Während seiner Zeit als Piratenkapitän machte er schließlich Bekanntschaft mit Kai, mit dem er zunächst wegen dem Kauf eines Schiffes Kontakt hatte. Erst, als exakt dieses Schiff der Crew unter den Füßen zusammengebrochen war, trafen sich die beiden persönlich, wenn auch unter für das Kind unglücklichen Umständen. Aus dem Entführungsopfer Kai, für das Tsai jedoch einfach kein Lösegeld erhandeln zu können schien, wurde jedoch letztlich ein Mitglied seiner eigenen Crew, wobei Tsai selbst zugibt, dass eine ganze Menge Sentimentalität und Erinnerungen an seine eigene Vergangenheit im Spiel waren. Allein deshalb hätte er es eigentlich besser wissen müssen; so jedoch wurde er wie sein erster Kapitän von einem aufgeschnappten Bengel übers Ohr gehauen und an die Marine verraten. Tsai überlebte den Angriff jedoch und verbrachte die nächsten Jahre mit der Vorbereitung seiner Rache. Zwar schaffte es der alte Knabe, einen Großteil der Überlebenden seiner Crew zu befreien und ein neues Schiff zu besorgen, allerdings blieb ihm seine Rache letzten Endes doch versagt.
Tsai starb beim Gegenschlag seines ehemaligen Schülers, und auch, wenn endlose Wut ihn in den Augenblicken vor seinem Tod verzehrt hat, wusste er doch genau, dass es so sein musste – er hatte seinen Lehrer abgelöst, sein Schüler ihn, und eines Tages würde auch Kai von einem seiner Schützlinge betrogen werden. So sah das Leben eines Piraten nun mal aus.

Tüftlerin: Lyn Ballip
Von all den Kontakten, die Kai in seiner Zeit als freischaffender Händler geknüpft hat, ist die schießwütige Waffennärrin wohl der wichtigste – zumindest, was das Privatleben des jungen Mannes angeht. An dieser Stelle soll genügen zu sagen, dass Kai sich erst seit der Bekanntschaft mit der feurigen Dame als echten Mann bezeichnen darf. Viel wichtiger sind doch immerhin die geschäftlichen Beziehungen, die die beiden verbinden, wie zum Beispiel die kleine, aber feine Waffenwerkstatt, die Lyn drei Jahre vor dem Aufeinandertreffen mit Kai von ihrem verstorbenen Vater erbte. Dort bestellte Kia nicht nur lange Zeit wertvolle Sonderanfertigungen, sondern lernte auch unter persönlicher Anleitung der Dame, eine gute von einer minderwertigen Waffe zu unterscheiden. Kais Wissensgier führte schließlich zu regelmäßigen Lehrstunden in Sachen Waffenbau, die dem jungen Mann noch heute auf unterschiedlichste Art und Weise zu gute kommen – vor allem, weil sich die meisten technischen Prinzipien auf so viele andere Gebiete übertragen lassen.
Lyn selbst ist eine ziemlich temperamentvolle und harte Frau, der man anmerkt, dass sie ausschließlich unter Männern groß geworden ist. Wie erwähnt erbte sie die Waffenwerkstatt ihres Vaters, als dieser unerwartet verstarb; nicht, dass Lyn jemals andere Pläne gehabt hätte, als die Werkstatt zu übernehmen, nur hätte sie sich damit gern noch etwas Zeit gelassen, in der sie ihre Jugend auf irgendwelchen anderen Inseln ausgelebt hätte. Entsprechend froh war sie insgeheim über das Interesse des Weltenbummlers Kian Kai an ihrem Geschäft, auch wenn ihr erster Kontakt darin bestand, dass die Frau ihrem potentiellen Kunden eine ziemliche Backpfeife verpasste. Diese Art von Hassliebe prägt bis heute das Verhältnis der beiden, wobei der Hass-Teil nach einem Jahr ohne ein Wort von Kai deutlich überwiegt…

Zwielichtiger Marine: Leutnant Henry L. Jacobson
„Das kleinste Übel“ – so lautet Henrys Spitznamen unter seinen Vorgesetzten. Der Grund ist schnell erklärt: Henry ist Hauptmann einer Marinebasis, die ihre besten Tage schon lang, lang hinter sich hat. Korruption und andere Verbrechen sind an der Tagesordnung, doch da der Stützpunkt nicht wichtig genug ist, um ein echtes Talent zum Aufräumen dorthin zu schicken, behält der alte Haudegen Henry eben den Job. Immerhin ermöglichen ihm seine Kontakte auf der Insel, die größten Skandale unter den Teppich zu kehren. Besser als nichts.
Dabei hatte Henry Jacobson einmal eine strahlende Zukunft vor sich: Als einer der jüngsten Soldaten seiner Ausbildungsbasis erarbeitete sich der talentierte Kadett schnell immer einflussreichere Führungspositionen, darunter auch ein eigenes Schiff. Verschiedene unglückliche Ereignisse jedoch, die oft mit einer scheinbar vom Vater geerbten Alkoholsucht in Verbindung stehen, kosteten dem Mann das eigene Kommando und verbannten ihn hinter den Schreibtisch. Zwar fand er sich irgendwann am größten Schreibtisch der Umgebung wieder, doch das ändert nichts an der Tatsache, dass Henry jede Hoffnung auf die raue See schon längst aufgegeben hat.
Kein Wunder also, dass er es mit Recht und Ordnung nicht immer so genau nimmt, was ihn wiederum zum perfekten Kontakt für den jungen Waffenhändler Kai machte. Nachdem dieser Henry mit verbilligten Gewehren bei der Niederschlagung einer Revolte geholfen hatte (die übrigens auf Kais Konto geht, was Henry bis heute jedoch nicht herausgefunden hat), unterstützte Henry den Jungen immer wieder dabei, an Aufträge der Marine heranzukommen und sich so einen Namen als hilfreiche Hand in Krisensituationen zu machen. Henry erhielt im Gegenzug noch mehr Waffen, um seine Basis unter Kontrolle zu halten, sowie verschiedene Luxusgüter inklusive seltener Spirituosen, die der Marine nur zu großen Anlässen hervorholt (oder aber er extrem betrunken und ihm alles egal ist).

Fraktion: Vogelfrei
Crew: -/-
Position: -/-


Geschichte

Thronerbe ~ 1. Jahr
Wenn jemals ein Kind mit dem Silberlöffel im Mund geboren wurde, dann der kleine Kian Kaiyori. Anders kann man es nicht nennen, wenn der dritteinflussreichste Kaufmann einer für den Handel eines ganzen Meeres zentralen Insel seinen Thronerben zeugt, welcher eines Tages ein kleines Imperium übernehmen würde. Natürlich wusste Kai von alledem noch nichts, als er zappelnd und schreiend aus dem Leib seiner angeschlagenen Mutter gezerrt wurde, um in das schmallippige Gesicht seines Vaters zu blicken. Der war zunächst einmal einfach nur froh, dass er einen männlichen Nachkommen begrüßen konnte, anstatt eine weitere Frau in seinem Leben wissen zu müssen. Dove Kaiyori, seine Ehegattin, war femininer Einfluss genug, den der Händler eigentlich ja auch nur deshalb ertrug, weil ihre Familie vor ein paar Jahren in kurzer Zeit gefährlich viel Einfluss errungen hatte und dabei den Geschäften des Kaiyori-Imperiums gefährlich geworden war. Eine bis dato eher unglückliche Zweckehe hatte dieser Bedrohung jedoch Einhalt geboten, Gott sei Dank.
Als Marco Kaiyori jedoch so in das weiche Gesicht seines Sohnes schaute und ihn heftig die kleinen Fäuste schütteln sah, keimten tatsächlich so etwas wie Vatergefühle in ihm auf. Sein sonst so grimmiger Gesichtsausdruck wurde weich, ebenso seine Stimme, und zum ersten Mal seitdem sie sich kennengelernt hatten, sah er seine Ehefrau nicht mit Verachtung in den dunklen Augen an, sondern mit etwas, das man als… Sympathie bezeichnen konnte. Beste Voraussetzungen für ein junges Leben, oder? Zwei Eltern, die sich nicht immer verstanden haben, nun aber zueinanderzufinden schienen, sowie ein beträchtliches Vermögen inklusive aller Annehmlichkeiten wie Babysitterinnen, Spielzeuge, die beste Nahrung, und so weiter… Besser ging es nicht, richtig?
Tja, eigentlich ja, wäre es bei dieser Harmonie denn auch geblieben. Leider bestand das Leben der frischgebackenen Familie Kaiyori nicht nur aus dem Tag der Geburt des kleinen Kai, sondern aus viel, viel, viel mehr Tagen. In diesen konnte sich das Verhältnis zwischen Marco und Dove zwar zunächst weiter verbessern – die beiden teilten sich sogar einen nicht gestellten Kuss! – doch die Zeit verging weiter, und die beiden Zweckverheirateten bekamen sich immer öfter in die Haare, je älter Kai wurde. Über Windelwechsel kann man schließlich deutlich schlechter diskutieren, als die akademische und moralische Erziehung eines heranwachsenden Konzernerben.

Lehrjahre sind keine Kinderjahre ~ 2.-6. Jahre
Knapp 400 Tage nach dem ersten, echten Atemzug des kleinen Kai verschlechterte sich die Beziehung seiner Eltern zusehends. Während seine Mutter Dove ihre sanfte Seite damit ausleben wollte, ihrem Kind ein möglichst glückliches, befreites und harmonisches Leben zu bereiten, hatte ihr Ehemann etwas ambitioniertere Pläne. So früh wie möglich sollte der Junge lesen, schrieben und rechnen lernen, unabhängig davon, wie früh oder spät Kai diese Fähigkeiten auf natürlichem Wege erworben hätte. Stattdessen wurde das Kind den Armen seiner Mutter entrissen und denen verschiedenster Erziehungsexperten und Lehrern übergeben, die im Austausch für horrende Honorare dem ungeduldigen Marco versprachen, seinen Sohn in ein Wunderkind zu verwandeln.
Doch obwohl es viele, viele Menschen gibt, die dies bis heute bezweifeln, ist nicht jedes Kind ein Genie. Sicher gibt es markwürdige Naturtalente, die selbst in jungen Jahren unglaubliches zu tun in der Lage sind, doch auf jeden von denen kommen mindestens zwei Dutzend „normale“ Kinder, die eben nicht schon mit 3 Jahren bruchrechnen. Kai, konfrontiert mit dementsprechend überzogenen Erwartungen, tat zwar sein Bestes, um seinen Vater glücklich zu machen, doch gehörte der Kleine leider zu genannten zwei Dutzend. Zwar machten ihn die eigenen und die Ambitionen praktisch seines gesamten Umfeldes zu deutlich mehr als einem normalen Kind, doch trotz aller Mühen schien er stets ein paar Schritte hinter den eigentlichen Zielen hinterherzuhinken.
Dazu kam, dass Kai sich dessen immer stärker bewusst wurde, je näher sein sechster Geburtstag rückte. Als halbes Baby war es für ihn ganz normal, tagein tagaus nicht zu spielen, sondern zu lernen und zu arbeiten, während die eigenen Eltern entweder unterwegs waren oder irgendwo zwei Räume weiter miteinander stritten. Als Kind jedoch kristallisierten sich jedoch verschiedene neue Erkenntnisse für den Jungen heraus, wie zum Beispiel dass nicht alle Kinder so lebten wie er, ebenso wenig wie alle Eltern es genauso machten wie Marco und Dove. Manche Kinder hatten eine echte Kindheit, und manche Eltern waren echte Eltern. Anstatt den Jungen jedoch in eine frühkindliche Depression zu stürzen, trieb ihn dieses Wissen noch stärker an: Er und seine Familie waren nicht wie andere, sondern etwas ganz Besonderes, etwas Besseres, und wenn dies so bleiben sollte, musste er nun einmal arbeiten. Und hey, es war ja nicht so, dass Kais Lernerei keine Früchte trug: Außer seiner trotz allem bemerkenswerten Entwicklung sprachen auch die Reaktionen seiner Eltern für die fast martialischen Lehrpläne, denen Kai unterworfen war. Inwiefern? Nun, wenn Kai etwas nicht schaffte, brüllten seine Eltern wütend. Wenn er allerdings erfolgreich war… gut, dann brüllten sie auch, zumindest seine Mutter, aber dieses Brüllen klang irgendwie anders.
Erst einige Jahre später vermochte Kai die Verbindung herzustellen zwischen dieser anderen Art zu Brüllen, und dem anschwellenden Bauch seiner Mutter.

Zwei sind einer zuviel ~ 7.-11. Jahr
Wir schreiben Jahr sieben nach Kais Geburt. Der kleine Junge wächst mit Rekordgeschwindigkeit in die Höhe, arbeitet so hart wie nie zuvor, und kann mittlerweile mit einem Wissen angeben, an dessen Grenzen seine Altersgenossen vielleicht in fünf, sechs Jahren kratzten. Kai begrüßte diesen Gedanken mit offenen Armen, nahm stoisch die Abwesenheit seiner Eltern hin, ertrug die Eskapaden seiner Lehrer, und tat schlichtweg alles darin, den Hoffnungen seines Vaters gerecht zu werden. Kurzum: Kai schien bereits im Alter von 6 Jahren ganz genau zu wissen, wo die Reise hinging.
Höchste Zeit also, das Kind mit einer neuen Wendung aus der Bahn zu werfen. In seinem Fall bestand diese Wendung in einer neuen Rundung, die sich am Körper seiner Mutter fand. Ein paar Monate später erst glaubte Kai, was seine Eltern ihm bis dahin vergeblich klarzumachen versucht hatten: Dass die Familie Kaiyori Zuwachs bekäme. Und dann auch noch männlichen! Während Kai von dieser Erkenntnis erst etwas überfahren war, dann jedoch lediglich nichts damit anzufangen wusste und einfach weiterarbeitete, bemerkte er doch eine wesentliche Veränderung im Benehmen seiner Eltern. Dass fing damit an, dass beide viel öfter zu Hause waren als sonst, und sich in dieser Zeit viel weniger stritten – praktisch sogar gar nicht. Stattdessen hörte Kai sie immer wieder im Zimmer seines Bruders gemeinsam mit dem Baby lachen, während er über seinen Büchern brütete. Versuche, Herrn und Frau Kaiyori von dem Neugeborenen durch Vorzeigen verschiedener Arbeiten wegzulocken, liefen vollkommen ins Leere.
Was für Kai zu jener Zeit keinen Sinn machte, war im Grunde eine Verquickung aus Schicksal und Erfahrung. Glückliche Geschäfte erlaubten es Marco und Dove, auch ohne entsprechende Geschäftsreisen, von Zuhause aus mehr Geld als je zuvor zu machen. Hinzu kamen die erneut aufkeimenden Familiengefühle der beiden Erwachsenen, hervorgerufen vom Anblick eines Neugeborenen. Und da Vidal, so der Name des Kleinen, nur die Nummer zwei in der Rangfolge war, stellte Marco kaum Ansprüche an den Jungen, was Dove endlich ermöglichte, ihre Muttergefühle voll auszuleben, was sie deutlich ausgeglichener machte und damit die allgemeine Harmonie im Hause Kaiyori förderte.
Diese vermeintlich glückliche Wendung traf Kai wie ein Schlag ins Gesicht. Jahrelang hatte er seine Zeit geopfert, um seine Eltern ein paar Augenblicke glücklich zu sehen. Sein Bruder dagegen musste nur ein bisschen kichern, und schon gingen Marco und Dove die Herzen auf? Was war das denn bitteschön für eine Gerechtigkeit? Doch gut, dann verbrachten die beiden eben mehr Zeit mit dem Kleinkind. Sicher würden sie auch an Vidal früher oder später das Interesse verlieren. Sicher würden sie erkennen, dass er, Kian Kaiyori, ihr eigentliches Hauptkind war, auf das sie stolz sein konnten, und das ganz allein dazu in der Lage war, ihnen Freude zu schenken. Vidal würde immerhin niemals so intelligent und fähig sein wie sein großer Bruder – sechs Jahre Unterschied würde er niemals aufholen!
…dachte Kai. Fakt war aber leider, dass Vidal ausgerechnet zu diesen Nicht-zwei Dutzend gehörte, denen auch wirklich alles leicht fiel. Egal, ob es um verbales oder mathematisches Denken ging, um Wissenschaft oder Kunst, Vidal hatte für alles ein Talent. Mit seinen ersten Schritten sprach er seine ersten vollständigen Sätze, und mit 4 konnte er bereits besser ein Instrument spielen als sein großer Bruder je dazu in der Lage gewesen war. Kurzum: Vidal entpuppte sich mehr und mehr als der Sohn, den sich seine Eltern tatsächlich gewünscht hatten, und verdrängte damit Kai aus dem Rampenlicht. Der wusste sich derweil nicht anders zu helfen, als seinen Zorn auf Vidal zu schüren und immer härter zu arbeiten. Die Anstrengungen forderten bald schon ihren Tribut, Kai wurde öfter krank, aß immer seltener, und ließ seinen Körper freiwillig zugunsten seiner Studien verfallen. Parallel wuchs sein Stolz auf den eigenen Intellekt, allein um sich mental vor der Konkurrenz seines so kleinen und doch so hochbegabten Bruders zu schützen, auch wenn dieser Stolz immer mehr zu blindem, überzogenen Hochmut wurde.
Dieser ruinöse Pfad führte Kai schließlich zur unausweichlichen Katastrophe, die er in Form einer Gruppe blutrünstiger Piraten fand. Dabei sah zunächst alles so gut aus…

Ein Angebot, das du nicht ablehnen kannst ~ 12. Jahr
Mit jedem Tag, an dem Vidal weitere Fortschritte machte und näher an das Niveau seiens großen Bruders kam, sah sich Kai immer mehr im Zugzwang. Er war mittlerweile elf Jahre alt, Vidal nur fünf, und trotzdem hatte er das Gefühl, diesem kleinen Winzling etwas beweisen zu müssen. Tatsächlich fühlte er sich dazu gezwungen, seiner kompletten Familie etwas zu beweisen, und zwar dass er der einzig würdige Nachfolger seines Vaters war, und damit durchaus seine Daseinsberechtigung hatte. Doch wie konnte er dies seinem Vater beweisen?
Nun, Marco Kaiyori kannte nur eine Sprache: Die von Gier und Geld. Wenn Kai dem Händler etwas beweisen sollte, dann musste es durch einen Handel passieren, ein denkwürdiges Geschäft, das die Familie um eine beträchtliche Summe reicher machte. Doch wie? Kai war ein Kind, und wer würde mit einem Kind schon ein großes Geschäft durchziehen wollen? Nun, Gott sei Dank erforderte es die Wirtschaft von heute nicht immer, dass man sich persönlich traf. Die Unterschrift seines Vaters hatte Kai schon mit vier fälschen können, und das Geld, dass er sich bis zu jenem Tage angespart hatte, musste reichen, um einen Unterhändler engagieren zu können – irgendeinen Kerl, der sich als Bote des großen Marco Kaiyori ausgab und alle möglicherweise nötigen Geschäfte in dessen Name abwickelte.
Mit diesen zwei Komponenten war es für Kai ein leichtes, ein großes Geschäft anzuleiern. Die Familie war für ihre Schiffsbaukunst bekannt, also musste Kai irgendwem ein Schiff verkaufen. Und wer brauchte immer wieder Schiffe, und bezahlte noch dazu mehr als irgendwer sonst? Richtig, Piraten. Piraten hatten Geld, Piraten brauchten Schiffe, und Piraten sahen es mit Gepflogenheiten und Gesetzen nicht so eng wie zum Beispiel die Marine. Kai würde also Piraten ein Schiff verkaufen, und zwar zu einem Preis, der seinem Vater die Augen übergehen lassen würde. Wie? Naja, ganz einfach: Man nehme ein Schiff aus minderwertigem Holz, verfeinere es mit Akzenten aus scheinbar teurem Material wie falschen Goldüberzügen, und verkaufe es als mächtiges wie prächtiges Schlachtschiff an einen Haufen Barbaren, die von echter Qualität doch sowieso keine Ahnung hatten. Und sollten die Typen den Schwindel entdecken, dann würde die Marine schon für Ordnung sorgen – Kai hatte schon so oft gesehen, wie sein Vater die Männer in weiß und blau geschmiert hatte, um sich lästige Kundschaft vom Hals zu halten. Was sollte schon schiefgehen?
Tja, so einiges. Dabei war der eigentliche Schiffsbau ziemlich leicht anzuleiern: Eine falsche Unterschrift hier, ein frisiertes Buch dort, und schon besaß sein Vater eine unausgelastete Werkstatt weniger. Die machte sich sogleich daran, entgegen dem Wissen eines jeden guten Zimmermanns das heruntergekommene Schiff zu errichten, für das sich weiterhin ziemlich schnell Käufer hatten finden lassen. Die Bounty-Piraten – allein der Name zeugte von einem gewissen idiotischen, wenig kreativen Wesenszug – hatten nur ein vermeintliches Spitzenangebot gebraucht, um sofort auf den Kauf anzuspringen. Der Kapitän der Bande, ein gewisser Herr Kong, wollte tatsächlich 100 Millionen Berry für ein Schiff ausgeben, das nicht einmal 10 Millionen wert war! Das 10fache des eigentlichen Warenpreises an Gewinn zu machen war einfach ein Erfolg, den Marco anerkennen musste! Er musste einfach!
Als das Schiff schließlich einen Monat vor Kais zwölftem Geburtstag fertig gestellt und der Verkauf erfolgreich durchgeführt worden war, plante der Junge bereits die Art und Weise, wie er diesen Erfolg seinem Vater beibringen würde. Ja, an seinem Geburtstag, an seinem ganz persönlichen Tag, an dem er sowieso im Mittelpunkt stand, würde er Marco Kaiyori mit einem Lächeln 90 Millionen Berry vor die Nase halten und stolz verkünden, dass nur er allein der richtige Erbe der Firma war. Und wenn Marco ihm nicht glauben würde, dann dem Geld – Geld lügt nicht, so lautete einer der Lieblingssprüche seines Vaters. Außer Falschgeld, aber das war eine andere Geschichte, die nicht wichtig war. Wirklich wichtig war nur, dass er endlich die Sympathie seiner Eltern von seinem Bruder zurückerhalten würde, und endlich wieder ein Jemand war, anstatt irgendein Niemand, den man allein in seinem Zimmer sitzen und studieren ließ. Ja, es würde ein herrlicher Geburtstag werden, mit dem besten aller Geschenke: Der Liebe seiner Eltern, die er sich mit 90 Millionen Berry erkaufen würde.
Die Sache hatte nur einen Haken: Selbst ein Dummkopf wusste über die Qualität seines Schiffes bescheid, wenn ihm das Wasser bis zur Hüfte stand. Es darf also nicht verwundern, dass in der Nacht vom 22. auf den 23. August ein halbes Dutzend Piraten in das Anwesen der Kaiyoris einbrachen, sich Zugang zu Kais Zimmer verschafften, und den kleinen Jungen entführten. 200 Millionen Berry, so lautete ihre Lösegeldforderung, sowie ein angemessenes Schiff. Wenn das Geld nicht rechtzeitig bereitstand, oder das Schiff der Piratenbande nicht gefiel, würden Marco und Dove ihren Sohn in Einzelteilen zurückbekommen.
Man könnte an dieser Stelle viele Worte darüber verlieren, wie sehr Kai um sein Leben fürchtete, wie sehr er seinen Misserfolg bereute, oder wie sehr er seinen Bruder dafür verfluchte, ihn zu diesem Schritt gezwungen zu haben. Man könnte genauso genau darauf eingehen, wie die nichtentführten Kaiyoris um das vierte Familienmitglied zitterten, wie viele Nächte sich Dove und Vidal in den Schlaf geweint hatten, oder wie lange Marco auf seine Bücher gestarrt hatte um auszurechnen, wie viel ihn die Rettung seines Sohnes auf lange Sicht kostete. Im Grunde ist bei alledem jedoch nur eins wirklich wichtig: Marcos Entscheidung, den Piraten zu misstrauen, seinen Sohn für tot zu halten und das geforderte Lösegeld zu verweigern, mit der das Leben von Kian Kaiyori ein jähes Ende fand.

Und ne Buddel voll Rum ~ 13.-17. Jahr
Kian Kaiyori war tot, zum Sterben verurteilt vom eigenen Vater, während er in irgendeiner Höhle sein jämmerliches Dasein fristete. Wasser und Brot hielten ihn zwar am Leben, doch was für ein Leben war das schon für einen verwöhnten Rotzbengel, der nichts anderes kannte als die gemütlichen vier Wände seines stinkreichen Alten? Das glaubten zumindest seine Häscher, die Bounty-Piraten, und lachten über das kleine Bengelchen, das bestimmt jede Nacht wie ein Schlosshund heulte. Keiner der Piraten konnte jedoch von sich sagen, den Jungen auch nur einmal weinen gesehen zu haben. Stattdessen saß der Junge lediglich in einer Ecke seines kleinen Käfigs, die Arme um die angezogenen Beine geschlungen, und starrte ins Nichts. Nein, er schaute nicht einfach nur nirgendwohin, er starrte wortwörtlich irgendetwas an, das niemand außer ihm sehen konnte.
Was das war? Ganz einfach: Seine Gier, die ihn in diese Zelle gebracht hatte und nun frei und ungebunden vor den Stäben tanzte und lachte. Sein schwacher, hungernder Körper zeigte ihm seine Gier beinahe als wirkliche Gestalt, eine verzerrte Mischung aus einer fetten Version seines Vaters, mit den langen Haaren seiner Mutter und einer grotesken Kombination der Gesichter von Vidal und seiner selbst, von Kian. Diese Gier, die seine ganze Familie beherrschte, die ihn zu dem gemacht hatte, was er war, die ihn auf diesen Pfad geführt, ins Unheil gestürzt hatte… und ihn trotz allem am Leben festhalten ließ. Seine Gier trieb ihn durch die Nächte, in denen die Piraten das Versteck wechselten. Sie flüsterte ihm zu, dass Marco niemals zahlen würde, und ließ ihn seine Entführer immer wieder ansehen, kurz davor, genau das den Männern ins Gesicht zu sagen. Dann hielt die Angst ihn jedoch zurück, die natürliche Angst eines Kindes, das weit fort von Zuhause war und um sein Leben fürchtete.
Bis zu jenem Tag. Einen Monat nach Kians Geburtstag kam schließlich der Kapitän der Bountys, Kong, zur Zelle des Jungen, eine blankpolierte Klinge in der Hand. Er öffnete die Zelle grinste den Jungen erst an, wurde dann ernst, griff nach ihm und hob das gewetzte Eisen… nur um von einem gezischten „Idiot“ in die Schranken gewiesen zu werden. Einen Wutausbruch, mehrere Schlänge und unzählige Worte später erblickte Kian zum ersten Mal seit langem das Licht des Tages, trank die Sonnenstrahlen und näherte sich der frischen Meeresluft, während seine Gier ihn an Hand- und Fußketten weiter zerrte. Noch in derselben Nacht führte Kian die Piraten auf einem Geheimweg in eine der Werften seines Vaters, half ihnen, einen für die Marine vorgesehenen, bis an die Zähne bewaffneten Kreuzer zu stehlen, und verließ ohne Ketten um die Gelenke und mit einem schmalen Messer an der Hüfte seine Heimatinsel – nicht als Kian Kaiyori, Thronerbe eines Handelsimperiums, sondern als Kian Kai, neustes Mitglied der Bounty-Piraten.
Obwohl die gesamte Crew zunächst skeptisch war, ein Ex-Entführungsopfer so ganz ohne Weiteres in ihren Reihen zu begrüßen, konnten sie doch an dem kalten Blick des Jungen erkennen, dass ihn nichts an seine Heimat oder Familie band, was ihn seine neue Umgebung verraten lassen würde. Sicher, Kai wurde trotzdem jede Nacht eingesperrt und tagsüber unter Aufsicht gestellt, doch sein Talent mit Zahlen, sein Wissen um die meist befahrenen Handelsrouten des Ozeans, sowie seine allgemein skrupellose Art machten ihn rasch zu einem angesehenen Mitglied der Mannschaft, das den Männern zu mehr Geld verhalf, als eine einfache Entführung je eingebracht hätte. In den vier Jahren, in denen Kai ein Mitglied der Bountys war, wurde jeder der Piraten reich genug, um sich irgendwo ein Häuschen kaufen und in Frieden leben zu können. Doch wie Kai wurden auch die Piraten von unstillbarer Gier getrieben, die sie zu immer größeren und waghalsigeren Unternehmungen trieb. Jeder der Männer wollte wie der Kapitän ein König unter Königen sein.
Es ist unter anderem dieser Gedanke sowie das, was aus ihm verfolgt, aus dem Kai bis heute jeden Tag mit einem Lächeln aufsteht und noch immer lächelnd abends wieder zu Bett geht. Die Jahre hatten den Jungen natürlich verändert, hatten ihn härter gemacht, skrupelloser, intelligenter und selbstbewusster, aber auch vorsichtiger. Vom Elfjährigen, der blind vor Stolz ein vollkommen hirnloses Geschäft durchziehen wollte, und das für so etwas Wertloses wie den Respekt eines Mannes wie Marco Kaiyori, war nichts mehr zu sehen. Stattdessen verbarg sich hinter der lächelnden Maske von Kian Kai ein kalkulierender Mistkerl, der nur dann ein Risiko einging, wenn es sich auch wirklich lohnte und er mindestens drei Pläne in der Hinterhand hatte, falls etwas schiefging. Als es schließlich soweit war, den entscheidenden Schritt zu tun, hatte er sogar ein halbes Dutzend Notfallpläne.
Welcher entscheidende Schritt? Die Rache an den Bountys natürlich! Oder hätte Kai die eigene Entführung einfach so wegstecken und sich dauerhaft einem Mann unterordnen sollen, der nicht einmal mithilfe seiner Zehen bis 20 zwanzig zählen konnte? Oh nein, weit gefehlt. Sicher hatte dieser Abschaum Kai aus der Engstirnigkeit seiner Kindheit geholt und ihm damit ein ganzes Stück Freiheit verschafft, ganz zu schwiegen von der kleinen Rache, die er durch Störung der Geschäfte seines Vaters ausleben konnte. Doch sollte er deshalb die offene Rechnung zwischen sich und Kong vergessen? Nein. Ein Kaiyori bezahlte seine Schulden stets, und Kai war seinem Häscher noch so einiges schuldig.
Also kam es, dass der ehemals kleine, unschuldige Händlersohn seinen siebzehnten Geburtstag damit feierte, von der Küste einer kleinen Insel dabei zuzusehen, wie ein Dutzend Marineschiffe den großen Kahn der Bountys mit tosendem Kanonenfeuer in Brand steckte. Die Musik seiner Feier bestand aus dem hölzernen Brechen hoher Masten, dem verzweifelten Knattern durchlöcherter Segel, und dem mächtigen Donnern zahlloser Schusswaffen, vereint mit einer Kakophonie aus den Schreien betrogener Piraten, die das ihnen angemessene nasse Grab fanden. Und das völlig umsonst! Nur ein kleiner Hinweis an di richtigen, eifrigen Marines, gepaart mit einer knappen Ausrede in Richtung der Piraten, und schon war die Schlacht angezettelt! Wer hätte gedacht, dass die Bountys ihrem Schatzmeister bereits soviel Vertrauen schenkten? Lächerlich. Einfach nur lächerlich.

Ein Gott der Kriege ~ 18.-22.Jahr
Es war die bisher schönste Zeit in Kian Kais jungem Leben. Die Bounty-Piraten waren Geschichte, alle ihre Mitglieder verhaftet oder tot auf dem Grund des Meeres, und er selbst, Kian Kai, als vermeintlich unwichtiges Mitglied der Bande einerseits und für tot gehaltenes Entführungsopfer andererseits praktisch ein Geist. Auch wenn Geister normalerweise nicht so unverschämt reich waren wie Kai, der schon seit Jahren Teile des Vermögens seiner ehemaligen Crew für sich abgezweigt hatte, um eines schönen Tages seine eigene Karriere anzukurbeln. Dieser Tag war nun mit dem Ende der Bountys gekommen.
In den folgenden Jahren erarbeitete sich Kai – und zwar nur Kai, niemand kannte seinen Vor-, geschweige denn seinen vollständigen Familiennamen – einen bemerkenswerten Ruf als freier Händler für prinzipiell alles, was sich verkaufen ließ. Mit der Unterstützung zweier alter Bekanntschaften aus Piratentagen jedoch, einer Waffennärrin namens Lyn Ballip und dem heruntergekommenen Marineleutnant Henry Jacobson, erzielte Kai den Großteil seiner Gewinne durch den Verkauf von Pistolen und Gewehren an die Marine genauso wie an Piraten, Kopfgeldjäger und eigentlich jeden, der sich Schießeisen leisten konnte. Immer auf dem Sprung war Killing Kai, wie er alsbald genannt wurde, überall und nirgends, aber doch immer genau dort, wo gerade ein Bürgerkrieg ausbrach, eine Piratenbande sich verschanzte, oder sonst irgendwer Waffen brauchte, um irgendjemand anderem den Garaus zu machen. Es war eine magische Zeit, in der Kai sich alles kaufen konnte, was seine Gier ihm zu kaufen befahl, ganz zu schweigen von gewissen anderen Erfahrungen mit Lyn und anderen Personen ihres Geschlechts. Kurzum: Kai wurde unabhängig, er wurde erwachsen, immer reicher und reicher, und bald – zumindest glaubte man das hier und da – zu einer Art Kriegsgott, der das Geschick des ganzen Blues zu beeinflussen in der Lage war. Und das nur. Mit. Geld.
Doch natürlich kam es so, wie es kommen musste: kein goldenes Zeitalter hält ewig, und so auch nicht die Hochzeit des Kriegsgottes Killing Kai. Diesmal war es jedoch weniger die Gier des Mannes, die ihn heimsuchte, sondern seine Skrupellosigkeit. Als wollte ihm das Schicksal auch bezüglich seiner zweiten, großen Schwäche eine Lektion erteilen, holte ihn schlussendlich seine große, dumme, und überaus wütende Vergangenheit ein…

Altes und Neues ~ 23. Jahr
Mit Seeschlachten ist es immer so eine Sache. Jeder Feind, den du nicht gefangen nehmen kannst und den man für ertrunken hält, kann genauso gut an der nächsten Küste wieder auftauchen und damit beginnen, seine Rache zu planen.
Ebendies ist Kong, dem Kapitän der Bountys passiert. Anstatt wie von Kai geplant die Rechnung mit dem alternden Piraten zu begleichen, schaffte er es an die Küste exakt jener Insel, von der aus Kai die Schlacht beobachtet hatte, in der Kong hätte umkommen sollen. Während Kai also seine Geschäfte nach und nach ausgebaut hatte, um zu einem der größten Waffenhändler seines Ozeans zu werden, setzte Kong alles daran, seine ehemalige Mannschaft wiederaufzubauen. Kameraden wurden aus Gefängnissen befreit, Geldverstecke von vor der Zeit mit Kai geplündert, und solange kleine Raubzüge begangen, bis die rachelüsterne Crew sich endlich dazu in der Lage sah, den einzigen Überlebenden und als Strippenzieher feststehenden Verräter seiner gerechten Strafe zuzuführen. Bis heute weiß Kai weder wie Kong genau herausfinden konnte, dass ausgerechnet Kai die Crew verraten hatte, noch wie ihn der Pirat finden konnte. Als Waffenhändler achtete man schließlich darauf, trotz ständiger Erreichbarkeit immer seine Spuren zu verwischen, um der Konkurrenz keine Angriffsfläche zu bieten. Der Schwarzmarkt war immer ein gefährliches Pflaster, und wenn man nicht aufpasste, hatte man schnell das Messer seines Kollegen im Rücken, welcher dann freudestrahlend die eigenen Geschäfte übernahm.
So oder so fand Kong das Objekt seiner Rache schließlich, womit eine Verfolgungsjagd sondergleichen begann. Der wütende Pirat wollte sein früheres Crewmitglied nämlich nicht nur töten, sondern auf ganzer Ebene ruinieren, was er mit der Zeit auch zu schaffen schien. Ständige Einmischungen in seine Geschäfte, Todesdrohungen, wo man sie nie erwartete, und das plötzliche Verschwinden wichtiger Kontakte machte es Kai praktisch unmöglich, seine Geschäfte weiterzuführen. Die einzige Möglichkeit, aus der Sache rauszukommen, war, komplett unterzutauchen. Und obgleich Kai sich lange, lange Zeit gegen diese Entscheidung wehrte, würde sie doch das vorläufige Ende seiner Karriere als Kriegsgott besiegeln, traf er sie letzten Endes. Nach und nach schottete sich Kai von der Außenwelt ab, machte soviel Besitz wie möglich flüssig,